Es gibt unzählige Menschen, die dauerhaft auf Reisen sind. Beruflich, privat, manchmal auch irgendwie beides gleichzeitig. Es ist selten, dass man sich in der Zeit nicht mit privaten Dingen oder sensitiven Informationen auseinandersetzt – bewusst oder unbewusst. Doch nicht jedem ist das scheinbar allgegenwärtig. Aufgrund meiner Erfahrungen als sporadischer Bahnfahrer möchte ich einmal darauf eingehen.

Die angemessenen Tätigkeiten für die Reise

Nicht jede Tätigkeit eignet sich gleichermaßen für Reisen in öffentlichen Verkehrsmitteln. Das hat mehrere Gründe:

  • Raumangebot: Auf wenige cm begrenzt lassen sich beispielsweise Grundrisse oder Architekturpläne nicht sonderlich gut bearbeiten. Auch wenn die Arbeit über mehrere Monitore hinweg nötig ist, kann es schnell für einen selbst und Mitreisende unnötig nervenaufreibend sein.
  • Art des Sitzplatzes: Sitzt man gar im Gang, fallen viele Tätigkeiten sehr komplex bzw. kaum machbar aus. Hier ist die Arbeit über ein mobiles Gerät meist besser als die Arbeit über ein klassisches Notebook.
  • Art des Abteils: Im Ruhewagen möchte man selbst und andere ungestört sein. Die Telefonkonferenz sollte man daher besser vertagen. Zudem ist der Empfang auf vielen Strecken immer noch nicht optimal und Gespräche enden ungewollt abrupt.
  • Vertraulichkeitsniveau der Dokumente: Nicht jedes Dokument hat den gleichen Anspruch an Geheimhaltung und Vertraulichkeit. Grundsätzlich sollte eine Klassifizierung der Dokumente das Bewusstsein dafür schaffen. Jedes Unternehmen verfolgt hier eigene Guidelines, allerdings gibt es definitiv seit letztem Jahr in verschärfter Form einen Konsens, was die Handhabung von personenbezogenen Daten im weitesten Sinne angeht. Seit Einführung der DSGVO, bei der alle laut aufgeschrien haben, dass das ja Wahnsinn ist und völlig unnötig sei, habe ich reichlich Gegenbeispiele erleben dürfen. Das fängt bei offen liegenden vertraulichen und persönlichen Dokumenten an, geht über ungesperrte Rechner bei der kurzen Klopause zwei Waggons weiter bis hin zu laut im Ruheabteil umhergequakten Zugangsdaten für das Unternehmens-SAP.

Durch die Enge in geteilten Fahrzeugen kann der Blick auf Dokumente und Ähnliches meist nicht ausgeschlossen werden. Um so wichtiger ist es, sich dessen bewusst zu sein und sich entsprechend zu verhalten. Es gibt allerdings stets ein Restrisiko, wenn man die besten Vorkehrungen getroffen hat, dass Dokumente und Daten erspäht werden können – gewollt oder ungewollt. Ein Beispiel dafür sind die Reihen in Großraumabteils von Zügen oder Flugplatzreihungen. Hier kommt es durchaus vor, dass mal jemand einen Blick zwischen die Sitze wirft – und wenn es nur ist, weil er oder sie sich eben die Jacke abstreifen möchte.

Wie schütze ich mich unterwegs?

Es gibt unzählige Möglichkeiten, die Privatsphäre unterwegs zu schützen. Den Ersten wird gleich die sogenannte Privacy-Folie einfallen, die Unternehmensmitarbeiter oft als Add-On zu ihrem Dienstnotebook bekommen oder die Sichtschutzfolie, die man auf mobile Geräte auftragen kann, um den Blickwinkel einzuschränken. Das ist sicher eine Option – allerdings geben sich Unternehmen wie Lenovo, HPE oder Apple größte Mühen, möglichst gute, blickwinkelstabile Displays in ihren Geräten zu verbauen – und dann kommt die Folie und macht alles zunichte. Bravo!

Doch auch die Verschlüsselung ist ein wichtiger Punkt. Wird ein Gerät unterwegs geklaut oder vergessen, können bei nicht verschlüsselten Geräten die enthaltenen Daten, Zugangsdaten etc. ausgelesen, kopiert und weiterverwendet werden. Das ist sicher bei dem Excel, was die Ausgaben vom letzten Monat beinhaltet noch mäßig interessant, kann aber schon Rückschlüsse bieten. Kurzfristig verwertbar aber dennoch hochinteressant für potentielle Langfinger sind zwischengespeicherte Zugangsdaten, sog. cached credentials – meist eine lange Zeichnkette, ein sogenannter Token, der einen Hashwert beinhaltet, der – nach unterschiedlichen Algorithmen berechnet bzw. kombiniert mit weiteren Werten – vom jeweiligen Server die Nutzung des Dienstes autorisiert – und eine erneute Anmeldung unnötig macht.

Auch Dein Verhalten beeinflusst die Sicherheit unterwegs massiv

Bist Du jemand, der sich den Toilettengang im Zug nicht verkneifen kann? Gehst Du gerne zwischendurch im Bord-Bistro was essen oder trinken? Raucherpause am Bahnhof? Wie hinterlässt Du Deinen Reiseplatz? Ich habe es oft genug erlebt, dass Leute einfach aufgestanden sind – ohne den Rechner zu sperren (für die Windows-Nutzer: [Windows-Taste]+[L] sperrt sofort den Rechner). Das sollte ein Mindestmaß an Sicherheit bieten – auch wenn der Rechner noch unbewacht an einem fremden Ort mit viel Fußverkehr steht. Besser wäre es, das Notebook oder iPad entweder mitzunehmen oder zumindest zurück in die Tasche zu tun, wo es nicht sofort von jedem gesehen wird. Ja, wenn der Sitznachbar ein Langfinger ist, bringt das auch herzlich wenig – aber die Leute, die grade von einem ins nächste Abteil sind, grade zugestiegen oder am aussteigen sind, sehen nicht sofort, dass dort ein Gerät zu holen ist.

Eine Bitte habe ich…

Gebt auf Eure Daten acht. Schaut, wie Ihr Euren Platz hinterlasst und sprecht ggf. wen aktiv an, einen Blick drauf zu haben. Natürlich ist das nicht notgedrungen immer der vertrauensvollste Mensch und man kennt ihn kaum – aber dennoch schafft es Bewusstsein. Und passt auf Euch auf.

Wenn Du jemanden kennst, der das hier lesen sollte – oder einfach mal ne Anregung dazu von wem anders bekommen sollte, teile den Post, leite ihn weiter oder zeig ihn auf Deinem – hoffentlich mindestens PIN-geschützten und verschlüsselten Mobilgerät oder auf Deinem recht schnell zu sperrenden Notebook. Stay safe!

Allzeit eine sichere und entspannte Reise!