Spätestens seit Beginn der Pandemie kennen es vermutlich die Meisten, die mit mindestens einer weiteren Person zusammenleben: Die verwirrende Situation, wenn man selbst oder eine(r) der Mitbewohner(innen) in einem Teams- oder Zoomcall ist. Da gibt es eindeutige und nicht so eindeutige Situationen, letztere grade wenn man grade selbst zuhört, was andere sagen und wenig offensichtlich ist, dass am anderen Ende des virtuellen Telefonkabels auch wer dran ist. Schließlich nimmt man vielleicht für die drei Minuten für „eben Kaffee auffüllen“ das Headset auch ohne Gegensprecher dran nicht zwingend ab. Somit entsteht auf der Seite der unbeteiligten Person eine latente Unsicherheit, ob man grade ansprechbar ist oder z.B. mal eben den Staubsauger anschmeißen oder die Musik aufdrehen oder was auch immer kann.

Es geht simpel

Um dem entgegenzuwirken gibt es sogenannte „Busy lights“, die via USB an das jeweilige Gerät angeschlossen werden und z.B. die Farbe des Microsoft Teams-Status in eine simple LED umsetzen. Das ist schön, wenn man in einem Großraumbüro arbeitet, allerdings nicht zielführend, wenn der Status eigentlich in einem anderen Raum interessant wäre. Noch weniger, wenn man idealerweise mit der Annahme eines Videocalls die Lichtszene im Büro ändern möchte, um zum Beispiel rund um den Monitor für eine bessere Ausleuchtung indirektes Licht steuern möchte.

aber einfach kann Jeder

Und damit ein wenig Individualität reinkommt und es auch zum Interieur passt, will man schließlich nicht so einen schwarzen oder transparenten Plastikhobel im Wohnzimmer platzieren.

Die Alternativen

Ja, ein USB-Netzwerkserver mit entsprechender Clientsoftware wäre sicher noch eine Option, aber auch da wird zwar die Strecke und der Raum überbrückt, das „Busy light“ bleibt aber von der Stange.

Die Idee

Die Idee für ein individuelles „Busy light“ war damit geboren, aber noch nicht für ein salonfähiges Aussehen. Da im Wohnzimmer, dem „place to be“ für die Statusanzeige weitestgehend Holzmöbel stehen, sollte das Material und der Farbton ungefähr aufgegriffen werden. Dennoch sollte nicht zu viel Arbeit anfallen. Es ist schließlich „nur eine Infoleuchte“. Somit sollte das Gehäuse weitestgehend fertig sein und nur angepasst werden müssen. Angeboten hat sich damit eine gut verarbeitete Teebox, da diese für wenig Geld meist sehr hochwertig rüberkommen.

Es werde Licht!

Leider hat es sich etabliert, dass Teeboxendeckel durchsichtig sind. Das würde das Licht dahinter zu wenig streuen, womit sich die Lichtschattierung sichtbar abzeichnen würde. Vom Bau meines Aquarienunterschrankes hatte ich noch ein passendes Reststück Plexiglas in Milchglasoptik. Für die Steuerung musste noch ein Leuchtmittel rein. Aufgrund der gleichmäßigen Streuung empfehle ich LED-Strips, mit einer oder zwei E14-Leuchten schimmert die Form zu sehr durch.

Wichtig, wenn man sich die LED-Komponenten selbst zusammensucht und kein fertiges Set mit Controller kauft: LED-Strips gibt’s mit verschiedener Polung. Vom ganz einfachen Weißen, nicht dimmbaren zweipoligen Strip über dreipolig (mit Controllerzuleitung) bis hin zu vier- bis sechspoligen Steckern (RGB).

Sicher hätte ein einfaches nicht dimmbares Setup hier genügt, ein wenig Komfort möchte man dann ja doch mit einbauen. Außerdem lag hier noch ein Set mit Controller, was bei einem anderen Projekt über war.

Die Stückliste

Für die Umsetzung sind folgende Materialien notwendig (Alternativen gehen natürlich auch):

  • Eine (Bambus-)Teebox möglichst mit flexiblen Trennern zum Rausnehmen (Affiliate-Link: https://amzn.to/3rkqb8s)
  • Eine Acrylglasscheibe in Milchglas in Größe des Teebox-Deckels (Affiliate-Link: https://amzn.to/3oiRr5i)
  • Einen Zigbee-steuerbaren Lighstrip mit mind. 1,5m Länge – zum Beispiel für Philips Hue (Affiliate-Link: https://amzn.to/3uj2vDg)
  • Aluminiumband (selbstklebend) oder alternativ Alufolie und doppelseitiges Klebeband für gleichmäßige Reflektion im Inneren der Teebox
  • Ein 12V-Verlängerungskabel in 0,3m-1m Länge (Affiliate-Link: https://amzn.to/3LggH6n)
  • Wenn noch nicht vorhanden, die passende Zigbee-Bridge – z.B. Philips Hue Bridge (Affiliate-Link: https://amzn.to/3Gm0j0i)
  • Wenn gewünscht ein passender Zigbee-Schalter wie z.B. die Ikea Tradfri Fernbedienung (Affiliate-Link: https://amzn.to/3J1bWv9) oder der LEDvance Zigbee-Smart Switch (Affiliate-Link: https://amzn.to/3gp08Xj)

An Werkzeug sind nötig:

  • Edding und Lineal zum Anzeichnen
  • Eine Stichsäge mit Kunststoff-/Metallsägeblatt
  • Eine feine Feile für das Entgraten der Ränder
  • Spitzes Werkzeug wie Schraubendreher oder einen Cutter für das Lösen der Trennstücke in der Teebox
  • Wenn die Box verleimt ist: Eine Schale mit heißem Wasser zum Lösen des Leims durch Wasserdampf
  • Falls einem (wie mir) der Steckerkontakt kaputt geht: Lötkolben, Lötzinn und Geduld)

Die Herstellung

Nachdem alles parat gelegt war, galt es als erstes, die Trennstäbe der Teebox zu entfernen. Bei der verwendeten Teebox keine einfache Angelegenheit. Ich hatte mich auf ein einfaches Stecksystem eingestellt, das ggf. zur Fixierung noch eingeleimt ist. Diese hochwertig verarbeitete Box aber war zusätzlich unsichtbar vernagelt, was das unzerstörerische Demontieren fast unmöglich gemacht hat.

Vorbereitungen (Teebox & Plexiglas)

OnAir-Licht selbstgebaut
Wie alles begann…

Auf dem Bild ist bereits der komplizierteste Teil der Arbeit überstanden – die Trennstege sind hier bereits alle ausgebaut. Ohne große Beschädigungen. Nun musste die Plexiglasscheibe eingepasst werden. Mit einem Metall- bzw. Kunststoffsägeblatt und der Stichsäge kein Problem. An zwei Kanten musste ich allerdings noch mit der Feile ran.

OnAir-Licht-Sägearbeiten
Zurechtsägen der Acrylglas-Scheibe

Das Einpassen gestaltete sich nach ein paar Korrekturen am Rand recht einfach. Um Beschädigungen auf dem Plexiglas und damit unschöne Lichtartefakte am Endprodukt zu vermeiden, blieb die Schutzfolie bis zum Einsetzen dran.

OnAir-Licht-Einpassen
Einpassen der Scheibe in den Deckel

Um entspannter am Deckel arbeiten zu können, empfiehlt es sich, diesen vor den Arbeiten an den kleinen Schrauben mit einem Schraubendreher zu lösen und ganz zum Schluss erst wieder Anzubauen. Je nach Box kann es sonst passieren, dass sich Deckel und Box immer wieder aufeinander zuklappen. Nervig und unnötig.

Durchführung der Elektrik

Je nachdem, welche Stromversorgung für die jeweilige Leuchte notwendig ist, muss die passende Zuführung gebohrt werden. Auch spielt die Überlegung, ob man den Controller im Inneren oder an der Außenseite platzieren möchte eine entscheidende Rolle über den Anschluss und dessen Durchführung.

Ich würde nach Möglichkeit immer einen möglichst schmalen Stecker verwenden, um das zu bohrende Loch nicht unnötig groß zu machen. In meinem Fall genügte eine 12V-Durchführung mit sehr schmalem Durchmesser. Der Controller kann bei meiner Box im Inneren platziert werden – was mir beim Gesamtdesign auch wichtig war. Ich wollte ein abgeschlossenes Gehäuse für den Wohnraum ohne umherfliegende Kabel – abgesehen natürlich von dem, was für einen Betrieb zwingend nötig ist. Für eine kompakte Durchführung eignen sich sonst noch Micro-USB oder USB-C oder kleine Klinkenstecker.

Wichtig: Es handelt sich hierbei jeweils um Niedervoltstrom. Bitte nicht auf die Idee kommen, 230V-Verstromung über Klingeldraht oder ein USB-Kabel zu jagen – dafür ist der Kabelquerschnitt nicht ausgelegt und es kann zu einer Überlast des Kabels bis hin zum Kabelbrand führen! Sofern die Berechnung von Widerständen und Kabelquerschnitt zu komplex sind, bitte nur fertige Sets verwenden, die bereits darauf angepasst sind. Eine abgeschlossene Kabelverlängerung z.B. für Micro-USB oder 12V-Kabelverbindungen bekommt man im Elektrofachhandel oder bei dem großen A sehr günstig. Für eigene Nachbauten und mögliche Folgen daraus übernehme ich keine Haftung. Ich stelle hier meine Projektumsetzung vor und jeder Nachbau erfolgt mit eigenem Risiko.

OnAir-Licht-Kabeldurchführung
Bohren und Einpassen der Kabel-Durchführung

Nachdem die Kabeldurchführung gebohrt und das Kabel durchgeführt waren, habe ich diese noch mit Heißkleber verschlossen. Wichtig dabei ist es, die Kabel nicht aus Versehen mit der Heißklebepistole anzusengen, da dann die Drähte ggf. danach offenliegen und die Isolierung abhandenkommen kann. Sollte ein Kabel oder eine Isolierung bei den Arbeiten beschädigt werden, sollte mindestens das Teilstück oder das gesamte Kabel ersetzt werden.

Funktionstests vor dem finalen Zusammenbau

Vor dem Zusammenbauen sollten die jeweiligen Komponenten und Teilstücke immer wieder auf Funktion geprüft werden. Sollte irgendwann ein Kabel beschädigt oder die Buchse einen Wackelkontakt haben, kann man sich so unnötige Arbeit für das Korrigieren sparen.

OnAir-Licht-Funktionstest
Zwischendurch: Funktionstests durchführen!

Auf dem obigen Foto ist noch ein 12V-Konnektor einer ehemaligen LED-Lampe zu sehen, welcher zwar für die ersten Tests super funktioniert hat, aber leider aufgrund einer designbedingten Schwäche beim Prototyping einen Kabelbruch erlitten hat. Ich habe ihn gegen ein Kabelstück mit neuem Stecker getauscht und die Konnektoren angelötet, damit sie noch in den kompakten Stecker passten. Die Isolierung der Enden erfolgte dann anhand eines Schrumpfschlauches mithilfe eines zweckentfremdeten Haartrockners.

Reflektionen gleichmäßig gestalten

Um das Licht aus dem Inneren gleichmäßig zu streuen, ist ein Reflektor sinnig. Ich habe mich hier an Aluminiumband bedient, ähnlich gut wird vermutlich Alufolio funktionieren. Dort benötigt man zum Fixieren allerdings vermutlich eine Schicht doppelseitiges Klebeband o.Ä. – das habe ich mir beim Aluband sparen können.

Kleben des Reflektorbandes (Aluminiumband)

Der Reflektor sorgt fortan für eine gleichmäßige Verteilung des Lichtes aus den zig einzelnen kleinen LEDs. Man kann drauf verzichten, wird dann allerdings eine ungleichmäßige Lichtstreuung erhalten und somit die LEDs hinter der Acrylglasplatte verorten können. Fand ich unschön, daher das Aluminiumband. Wichtig bei der Platzierung des Controllers ist hier allerdings, dass er metallisch nicht abgeschirmt wird, da sonst auch Zigbee unter Umständen nicht zuverlässig durch das Metall dringt. Unter Umständen wird damit nur die Reichweite reduziert, es kann allerdings auch bei geringer Entfernung zu einem unzuverlässigen Verhalten in der Ansprache des Controllers kommen. Deshalb: Testen vorm Zusammenbau und nicht blind alles in Alufolie wickeln.

Der erste Zusammenbau

Montage des Deckels mit Acrylglasscheibe

Sind alle Komponenten verbaut und getestet, geht´s an den Zusammenbau. Hier kommt es auf die Passgenauigkeit zwischen Deckel und Box und die Verschraubung an. Unter Umständen muss bei sehr günstigen Modellen hier nachgearbeitet oder nach Demontage eine stabilere Fixierung des Deckels her. Wer die Box eh nicht wieder öffnen möchte, der kann sie auch einfach zukleben. Empfehlen würde ich es aufgrund der Austauschbarkeit der inneren Komponenten allerdings nicht.

Die Rückseite mit 12V-Anschluss

Auf der Rückseite taucht nun nur noch ein – wie ich finde – sehr professionell wirkender 12V-Anschluss auf, den man gut beim Aufstellen hinter ein Möbelstück fallen lassen kann und der damit fast unsichtbar wird. Warum ich mich gegen eine fest verbaute Buchse entscheiden habe? Nun, das Kabelstück war da und war leichter durchzuführen, ohne zu viel der Box zu beschädigen. Eine fest verbaute Buchse ist sicher etwas eleganter, allerdings besteht auch das Risiko, bei der Montage mehr zu zerstören.

An Zugentlastung denken

Zudem sollte bei einem Kabel eine Zugentlastung vorhanden sein. Ich habe es mir hier recht einfach gemacht und das Kabel einfach vorsichtig festgetackert. Ohne Zugentlastung kann es passieren, dass beim Versehentlichen Ziehen am Kabel sich die inneren Elektronikverbindungen lösen oder ggf. sogar brechen.

Die Beklebung

Beklebt und beleuchtet: Meine neue Bürostatusanzeige

Hier hat man wieder viele Möglichkeiten. Ich wollte es einfach und stilistisch etwas schnörkeliger, weshalb ich mich für Klebebuchstaben entschieden habe. Wichtig ist hierbei, dass sie UV-beständig sind. Alternativ kann man natürlich auch die einfache Lösung mit Tonkarton o.Ä. wählen, allerdings wirkt das dann schnell nach einer Frickel- und Bastellösung und nicht nach einem durchdachten Heimprojekt.

Auf dem Bild sieht man übrigens trotz Reflektorfolie noch leichte Schattierungen der LEDs. Wer sich dran stört kann entweder eine dickere Acrylglasscheibe wählen oder (wenn verfügbar) einen LED-Strip mit geringerem Abstand zwischen den LEDs wählen.

Die Einbindung

Wie alle Zigbee-Produkte lässt sich natürlich diese Leuchte ebenso in digitale Assistenten wie Alexa, Siri bzw. HomeKit und Google Assistant einbinden und in Szenen integrieren. So ist bei mir eine Arbeits-Szene gekoppelt mit der gemeinsamen Einstellung von neutral-kaltweißem Licht im Arbeitszimmer für konzentriertes Arbeiten und zwei warmweißen Gemütlichkeitslampen und dem On-Air-Licht, sowie dem Szenenschalter. Dies ist natürlich abhängig von der genutzten Lösung.

Bisher habe ich leider noch kein passendes Teams-AddOn o.Ä. gefunden, das den Status in eine API kippt, womit man noch einmal mehr Automatisierung in das Ganze bringen könnte. Und selbst schreiben war für meinen Einsatzzweck erst einmal nicht zielführend. Man darf aber gespannt bleiben, was sich hier noch tut – denn die Verknüpfung von Teams-Status und einer SmartHome-Steuerung dürfte den ein oder anderen in der Ära des flächendeckenden HomeOffice-Einsatzes durchaus interessieren.

Der Nutzen in der Praxis

Busylight im Wohnzimmer: Statusinfo auf der Couch

Natürlich ist die Leuchte noch nicht vollautomatisiert selbstumschaltend. Aaaber – der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Und mittlerweile gehört beim Abnehmen des Calls via Headset der Griff zum Szenenschalter oder der Shortcut in iOS für HomeKit einfach dazu.

Nach ersten Praxistagen kann ich sagen: Die unerwarteten Besuche im Arbeitszimmer oder das spontane Staubsaugen zu Zeiten, in denen Termine anstehen sind seltener geworden – aber letztendlich hängt der persönliche Mehrwert natürlich auch von eigener Disziplin im (noch händischen) Ein-/Ausschalten des Statuslichtes, sowie der innerfamiliären Beachtung eben dieses Statuslichtes ab. Auch wenn es natürlich immer noch zu der ein oder anderen ungeplanten Störung im HomeOffice kommt, ist der Tag mit einem solchen Helferlein doch produktiver. Aber wer kennt ihn nicht, den DHL-Boten, der genau zum wichtigsten Meeting des Tages klingelt und auf dem Absatz noch fragt, ob man für die drei Nachbarn nicht auch noch was annehmen kann. Was natürlich noch im Zustellfahrzeug liegt. Und er danach eine Unterschrift vergessen hat…).

Wie handhabt ihr das zuhause? Habt ihr ähnliche Helferlein oder genügt ein böser Blick gen Tür? Schreibt´s gern in die Kommentare – auch wenn ihr Automatisierungsideen für eine Statusverknüpfung habt.