Kategorie Projekte

Restaurierung eines Drehtellers

Aus alt mach neu

Aus dem Bestand voriger Generationen stammt der Drehteller, der nun wieder in frischem Glanz erstrahlt. Das Drehgelenk wurde abgeschliffen, entrostet und neu lackiert, die Holzoberflächen mehrfach abgeschliffen, lackiert und anschließend in drei Gängen geölt.

Aus alt mach neu

Die Optik ist durch das gezielte Abkleben nach dem Abschleifen und Säubern von Schleifstaub erzeugt worden. Dabei ist wirklich gutes Kreppband wichtig, das abdichtet. Zu empfehlen ist das Frogtape, allerdings eignen sich auch andere Kreppbänder aus dem Malerfachhandel. Wichtig ist, dass es luftdicht verschließt und keine Farbe in das Band zieht. Die paar Euro mehr lohnen sich – da sonst alles von Hand erneut abgeschliffen werden muss, wenn es nicht gut abdichtet.

Handmade – von oben bis unten

Der Drehfuß ist ebenfalls lackiert – sollte aber wie die Kopfplatte etwas Natürliches behalten. Ein vollständiges Lackieren kam daher nicht infrage. Man darf bei Handgemachtem auch sehen, dass es handgemacht ist.

Handmade – darf man auch sehen

Sicherlich hätte man auch einen neuen Drehteller kaufen können – oder ihn einfach entsorgen können. So bleibt allerdings der Geist voriger Generationen im neuen Gewand erhalten. Invest war vor allem Zeit und folgende Teile wurden benötigt. Wenn man noch Reste hat, reichen diese vermutlich locker:

Die angegebenen Produkte hinter den Links sind zum Großteil auch im Baumarkt erhältlich. Beim Hartwachsöl sollte darauf geachtet werden, dass es lebensmittelecht ist, falls mal Essen daneben fällt. Alternativ kann auch Arbeitsplatten-Hartöl aus der Küche verwendet werden. Dieses sollte ebenfalls lebensmittelecht sein.

Frischekur für den Schreibtisch

Wie viele Naturfreunde bin ich Fan von Echtholzmöbeln und -oberflächen. Deshalb habe ich mir vor einiger Zeit einen Schreibtisch nach meinen Anforderungen gebaut – mit einer Vollholzplatte.

Holz als Werkstoff

Holz lässt sich wunderbar verarbeiten, ist vielseitig und hat eine unglaublich tolle Haptik, wenn’s gepflegt ist.

Leider bietet genau diese Haptik auch die größte Angriffsfläche: Wasser und Feuchtigkeit lassen das Holz aufquellen womit es wieder einen rauen Touch bekommt und im schlimmsten Fall der Maserung nach aufplatzen kann. Schmutz und Wasserränder von Gläsern oder Druckstellen beim Schreiben können eine üble Optik hinterlassen, die – vorausgesetzt, man möchte ein Vintage-Möbelstück – gewollt oder andernfalls sehr ärgerlich sein können.

Unterschiedlichste Varianten der zeitweisen Konservierung verlängern durch einen oder mehrere Schutzfilme das Leben eines Vollholzmöbels ungemein. Von Beize über Wachs und Öl gibt es auch noch Lacke und Lasuren, wobei Lasuren die Struktur offen halten und Lacke bei richtiger Anwendung das Möbelstück vollständig umhüllen. Wachs, Öle und Beizen tragen sich zwar mit der Zeit mehr ab, können aber viel leichter runderneuert werden. Zudem erhalten sie die natürliche Maserung und Strukturen des Holzes – wohingegen Lacke diese teils oder vollständig verdecken können.

Alle Jahre wieder…

Durch die normale Benutzung und übliche Luftfeuchtigkeit kommt es mit der Zeit also zu einem etwas „ausgeblichenem“ Äußeren. Das kann man mögen oder nicht, in jedem Fall schwindet der Selbstschutz vor Flüssigkeiten mit der Zeit. Um möglichst lange was von dem Möbelstück zu haben, empfiehlt es sich also, die Schutzschicht mit der Zeit zu erneuern – und dabei den frischen, kräftigen Look wieder zurückzuholen.

Das Ergebnis kann sich sehen lassen. einziger Nachteil ist, dass alles vom Schreibtisch runter muss und 16-24 Stunden davon entfernt bleiben muss, damit

  • keine Druckstellen durch schwere Gegenstände entstehen,
  • Öl/Beize und Wachs die Möglichkeit bekommen, im Holz einzuziehen,
  • eine gleichmäßige Optik ohne starke Verfärbungen zum Vorschein kommen kann.
Frisch und aufgeräumt: Schreibtisch nach Überarbeitung

Zum Nachteil aller Haustierbesitzer – vor allem der Besitzer eigensinniger Katzen – sollte auch der Fellfreund diese Zeit abwarten. Das ist vor allem in offen gestalteten Wohnungen oder Häusern der Fall, wo ein Verschließen der Türen nicht infrage kommt, da die Türen einem offenen, hellen Raumkonzept zum Opfer gefallen sind.

Was man dafür braucht?

Ich habe Folgendes für die Überarbeitung benötigt:

  • Microfasertuch zum Befreien von Staub und etwaigen Krümeln (Affiliate-Link: https://amzn.to/3ZEs1QB)
  • Schleifpapier in unterschiedlichen Stärken (80er/100er für den ersten Durchgang, 180er/220er für den zweiten bzw. dritten Schleifdurchgang)
  • Alternativ oder ergänzend zum Schleifpapier: Stahlwolle (siehe Affiliate-Link: https://amzn.to/3kjO1jN)
  • Pinsel zum Auftragen
  • einige Blätter Küchenrolle zum Aufnehmen der Ölreste, wenn das Holz gesättigt ist. Von Zeitungspapier ist aufgrund der Druckerschwärze abzuraten.
  • Hartöl oder Wachs aus dem Baumarkt (z.B. Bondex Hartöl, siehe Affiliate-Link: https://amzn.to/3CPOxwq)

Für Schreibtisch und Esstisch bin ich mit einer 0,25l-Dose gut hingekommen – auch mehrmals oder zum späteren Nachbessern. Für ganze Schrankwände und Zimmerböden wird man deutlich mehr benötigen – und auch meist nicht mit zwei Durchgängen hinkommen.

Wie oft ist eine Überarbeitung sinnvoll?

Hier kommt’s ein wenig auf das eigene Wohlfühlen an. Da ich die Struktur des Holzes gern sehe und liebend gern beim Tippen oder Arbeiten zwischendurch über die weiche Holzmaserung streiche, überkommt mich alle paar Monate mal der Drang, eben diese „Frische“ wiederherzustellen.

Bei Esstischen wird das häufiger der Fall sein, als bei Schreibtischen oder anderen Möbelstücken. Meist wird dort häufiger mit Flüssigkeiten oder ggf. mal kalt-nassen Schalen hantiert, weshalb die Oberfläche dort besonders strapaziert ist.

Wie ich das handhabe

Für Couchtisch und Wohnzimmermöbel handhabe ich es so, dass einmal im Jahr eine Oberflächenbehandlung ggf. durch das Auffrischen einzelner Stellen (Wasserflecken) ergänzt wird. Am Schreibtisch ist mir die Haptik wichtiger für ein angenehmes Arbeiten, weshalb ich hier meist zweimal im Jahr den Schreibtisch vollständig überarbeite.

Am Ende muss es jede(r) für sich wissen, wie wichtig einem Optik, Haptik und Langlebigkeit sind. Schön ist es in jedem Fall, mit wie wenig Aufwand man Möbel wieder auffrischen kann.

Raspberry Pi Zero 2W – der neue AmbitablePC

Seit der ersten Generation Einplatinencomputer der Beere bin ich begeistert von der günstigen Möglichkeit, sich an kleineren und größeren Projekten zu versuchen. Nun kam vor einiger Zeit die erste Generation des noch sparsameren und kompakteren Raspberry Pi Zero (W=wireless, H=headed) auf den Markt, welcher aber – wie es oft bei ersten Generationen der Fall ist – leistungstechnisch keine Rakete war, aber für IoT-Projekte mit kleinem Gerätefootprint optimal. Nun ist die zweite Generation der Mini-Beere draußen und da lohnt sich der Blick doch sehr.

Leistungsdaten – ein kleiner Kraftzwerg für Einfaches

Für die geringen Abmessungen und kompakte, mobile Anwendungen hat der kleine Knirps echt einiges zu bieten. Wunder darf man allerdings natürlich nicht erwarten. Ein Gaming-PC ist es nicht. Für Retro-Gaming lohnt sich der Blick allerdings wieder. Leider bietet er auch kein 5GHz-WLAN, allerdings ist das bisher in IoT- und Einplatinencomputern auch aus energetischen Gründen eher die Ausnahme.

  • Prozessor: Broadcom BCM2710A1, quad-core 64-bit SoC (Arm Cortex-A53 @ 1GHz)
  • RAM: 512MB LPDDR2
  • Wireless: 2.4GHz IEEE 802.11b/g/n WLAN, Bluetooth 4.2, BLE
  • 1x USB (Micro USB mit OTG-Adapter)
  • 1x Micro-USB zur Stromversorgung
  • 1x MiniHDMI (HDMI mit Adapter bis 1080p/30fps)

Weitere Informationen gibt’s bei Berrybase im Datenblatt (Link).

Wofür eigentlich? Was bringt der Umstieg?

Hinsichtlich der Energiebilanz ist es so langsam Zeit für eine Modernisierung des Ambitables geworden. Ja, das alte 4:3-Display bleibt vorerst, soll ja noch ein wenig Upcycling bleiben. Dennoch sind der Atom-Prozessor-basierte Rechner mit HDD und das fette 90W-Netzteil nicht mehr „State of the art“ und dürfen nach gut 10 Jahren in Rente geschickt werden. Kurzum:

  • Energieeinsparungen (Verbrauch von ca. 2 W vs. 72 W)
  • Lautstärke (ca. 0db vs. 23db)
  • Größe (Scheckkartenformat vs. Micro-ITX)

Welche Abstriche müssen dafür gemacht werden?

Bei den genannten Vorteilen sollte die Leistung natürlich nicht schlechter sondern tendenziell gleich oder besser werden, wenngleich die Diversität der Anschlüsse natürlich etwas gelitten hat. So gibt es nun zwar kein Gigabit-Ethernet mehr, dafür integriertes WLAN und Bluetooth, kein PS/2 mehr (gibt’s überhaupt noch Tastaturen/Mäuse mit PS/2? Ich glaube kaum.), Displayport und ein Fullsize-HDMI-Port weichen Mini-HDMI mit Adapter, eSATA und USB-A-Ports verschwinden vollständig, dafür sitzt nun eine 128GB MicroSD-Karte drin. Alles andere liegt so oder so auf dem NAS oder in der Cloud.

Welches OS bekommt der Ambitable 2 verpasst?

Als Betriebssystem habe ich mich diesmal für osmc, einen Fork von Kodi bzw. dem einstigen XBMC (X-Box-Media-Center) entschieden. Damit kann ich problemlos Diashows aus dem letzten Urlaub, Musik via Bluetooth/AirPlay oder Medien via Plex/SMB vom NAS wiedergeben.

Erfolgreicher Testlauf

Kosten

Neben dem Raspberry Pi Zero 2W sind natürlich noch eine Micro-SD-Karte, etwaige Adapter und ein Netzteil fällig. Für ein schickes oder einfach geschlossenes Äußeres auch ein Case. In Teilen wird man sowas bereits haben, kann es wiederverwenden, der Vollständigkeit halber habe ich hier einmal die Posten aufgeführt. Die Preise sind Tagespreise und variieren, allerdings bin ich mit guten 40€ hingekommen. Ohne Netzteil allerdings.

Einkaufsliste

  • Raspberry Pi Zero 2W (Affiliate-Link: Amazon.de)
  • Gehäuse für den Pi Zero (Affiliate-Link: Amazon.de)
  • MicroSD-Karte mit mind. 100MB/s (Affiliate-Link: Amazon.de)
  • USB-Micro-USB-OTG-Kabel (Affiliate-Link: Amazon.de)
  • Entweder ein HDMI-/MiniHDMI-Kabel (Affiliate-Link: Amazon.de)
  • oder einen HDMI-MiniHDMI-Adapter, wenn Kabel vhd. (Affiliate-Link: Amazon.de)
  • in meinem Fall: HDMI/VGA-Adapter (Affiliate-Link: Amazon.de)
  • USB-Netzteil mit mind. 2A

Nach dem Formatieren der SD-Karte findet das Erst-Setup auf dem Pi statt. Danach kann nach Belieben das OSMC eingerichtet, Shares vom NAS oder der SAT-IP-Server eingerichtet werden. Mit Videos bis 1080p/30fps kommt der kleine Funkzwerg klar, wer also 4K-Originale wiedergeben möchte, sollte diese vorher einmal runter rechnen lassen. 720p/1080p laufen sehr flüssig, Videos mit mehr als 30fps hingegen laufen nur sehr stockend – wenn überhaupt.

Mein Fazit

Für das Anwendungsszenario als Bildbespieler und einfache Anzeige von Urlaubsinhalten eine tolle Sache, sehr stromsparend und unglaublich kompakt. Durch das integrierte (2,4GHz-only) WLAN-/BT-Funkmodul sind drahtlose Verbindungen schnell eingerichtet, wenngleich keine Wunder bei den Übertragungsraten erwartet werden sollten.

Der Ambitable

Zum Ambitable in seiner ursprünglichen Form gibt’s hier Infos, wie er entstand und was die Idee dahinter war.

Wohnmobil: Dachluken tauschen

Seit ein paar Monaten sind wir Eigentümer eines Wohnmobils. Das bedeutet zwar die meiste Zeit viel Freude, Flexibilität, autarken Urlaub – aber ab und an auch etwas zu tun. Man könnte bei der Überlegung, sich ein Wohnmobil zuzulegen, sich einem Neufahrzeug mit in der Tat langem Werterhalt mit einem hohen Kaufpreis zulegen – oder man kauft ein gebrauchtes, spart sich einiges am Kaufpreis und kauft die “immer-was-zu-tun”-Mentalität gleich mit. Wir haben Variante zwei gewählt.

Ursache und Wirkung

Bei Wohnmobilen mit Alkoven kann es vorkommen, dass sich je nach Bodenbeschaffenheit und Lage des Mobils Regenwasser auf dem Dach hinter dem Alkoven sammelt. Sicher hilft es, mit Keilen dagegen anzugehen, wenn man wieder eben stehen möchte. Wenn das Mobil dann allerdings einen Vorbesitzer hatte, der leider in die Kategorie “weiß eh schon alles und macht einfach mal” fällt, kann es auch passieren, dass das falsche Dichtmittel verwendet wird. Folge ist, dass sich das gesammelte Wasser auf den Weg in das Wohnmobil-Chassis macht und sich dort sammelt, wo es nicht hin soll: In der Verschalung. 

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Projekt: Konstruktion eines Hamburger Mattenfilters

Um ein Aquarium betreiben zu können, ist es notwendig, dass das Wasser entsprechend auf bio-chemische und/oder physikalische Weise gefiltert wird. Zudem muss das Wasser ausreichend mit Sauerstoff angereichert sein. Es gibt unterschiedlichste Filtermöglichkeiten. Ich möchte hier kurz beschreiben, wie und warum ich mich für einen sog. Hamburger Mattenfilter entschlossen habe.

 Was ist ein HMF?

Die Abkürzung “HMF” steht für Hamburger Mattenfilter. Das Prinzip ist recht einfach: Hauptkriterium des Filters ist die Matte aus Filtermaterial, durch die das “schmutzige” Wasser angesaugt wird. Hinter dem Mattenfilter steht gewöhnlich eine Pumpe oder ein Luftheber. Der Vorteil bei einem Luftheber ist, dass man ihn

  1. gut selbstbauen kann,
  2. kaum warten muss,
  3. günstig betreiben kann.

Eine Pumpe kann genau wie ein Luftheber verwendet werden, um das Wasser wieder auf die andere Beckenseite zu transportieren. Will man kleine Lebewesen, wie Babyfische oder kleinere Garnelen vor dem sicheren Tod durch eine rotierende Schaufelpumpe bewahren, sollte man ein paar Dinge beachten. Gut ist, wenn man tatsächlich vollständig auf eine gewöhnliche Umwälzpumpe verzichtet und stattdessen die Kombination aus Luftheber und Mattenfilter wählt.

Prinzip eines HMF

Prinzip eines HMF (Quelle: Wikipedia)

Man kann die Matte sowohl grade, als auch gebogen ins Aquarium einsetzen. Der Vorteil einer gebogenen Installation ist, dass meist mehr Platz im Aquarium bleibt und ein runder Filter leichter dekorativ zu verstecken ist als eine einfache, hochkant im Aquarium platzierte Matte.

Im Gegensatz zu vielen anderen internen Filtern ist der HMF sehr leise und wartungsarm – und günstig im Betrieb. Während bei Kauf-Filtern ständig Nachfüllungen gekauft werden müssen, da die Filtermedien für den Einmalbetrieb ausgelegt sind, muss der Mattenfilter nur gelegentlich grundgereinigt werden. Ab und an muss Filterschlamm abgesaugt werden – allerdings bei mir einmal im Jahr. Vor allem kleine und ungünstig konstruierte Mini-Innenfilter müssen gewöhnlich alle zwei bis vier Wochen gereinigt oder sogar zum Teil ersetzt werden.

Meine Erfahrungen

Bisher bin ich mit dem Hamburger Mattenfilter sehr gut gefahren. Er ist einfach aufgebaut, kann leicht gewartet werden und ist im Betrieb unglaublich günstig. Dennoch ist er nicht immer geeignet. Warum erfährst Du später.

Planung und Einrichtung eines HMF

Um einen Mattenfilter zu planen, bedarf es ein paar Grundlagen. Erst einmal muss man sich die Frage stellen, ob man den Mattefilter grade oder gebogen an einer Ecke betreiben möchte. Ich habe mich für die Eckvariante entschieden. Oliver Baltz hat dafür im Web hilfreiche Tools bereitgestellt. Hier geht´s zur Berechnung von rechteckigen Aquarien, hier zur Berechnung von beliebigen Aquarien. Je nach Besatz müssen unterschiedliche Durchflussgeschwindigkeiten vorgehalten werden.

Besatzbetrachtung

Es ist bei der Betrachtung hilfreich zu ergründen, wo die künftigen Aquarienbewohner in der Natur leben und wie ihr präferierter Lebensraum gestaltet sein sollte. Tendenziell sind ruhigere Fischarten eher auch eine langsamere Fließgeschwindigkeit gewohnt, wohingegen Schnell- und Vielschwimmer, sowie einige Garnelenarten in der Natur oft in Bach- und Flussläufen vorkommen, die eher eine höhere Fließgeschwindigkeit aufweisen. Möchte man kein Artenbecken, sondern ein Gesellschaftsbecken aufsetzen, sollte ein guter Mittelweg gefunden werden.

Aufbau und Funktionsprinzip

Folgendermaßen funktioniert ein Mattenfilter: Eine Pumpe saugt durch die Filtermatten Wasser an, welches wiederum über dem Filter bzw. aus dem Filter herausgepumpt wird. Idealerweise sollte mit mehreren Matten hintereinander gefiltert werden, die unterschiedlich fein strukturiert sind. Als Ergänzung habe ich Ton- bzw. Keramikröhren in den so entstandenen Filterkasten gelegt, damit die Filterbakterien daran viel Halt bekommen. Bei einem Wasserwechsel oder der Reinigung des Filters kann es so kaum passieren, dass keine Filterbakterien mehr im Aquarienwasser vorhanden sind und nicht mehr auf biochemischer Basis filtern.

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Die Skizze symbolisiert den Wasserkreislauf, den der Mattenfilter bildet, wenn er in Betrieb ist. Hat man die Außenmaße des Zielaquariums zur Hand, kann man die ersten Werte eintragen. Jetzt geht’s an die Besatzkenntnis und das Wissen der Herkunft der Lebewesen. Denn nun wird durch die Größe der Matte und die Leistung der Pumpe die Strömung bestimmt. Ob ein Luftheber mit Membranpumpe oder eine Tauchpumpe zum Einsatz kommt, ist hier egal. Ich habe bereits mehrfach für 54l- bzw. 60l-Aquarien Hamburger Mattenfilter konzeptioniert und gebaut, weshalb ich hier auch wieder auf die Standard-Aquariengröße Bezug nehmen werde.

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Ich halte in den Becken Zwergflusskrebse und Garnelen, weshalb eine höhere Strömung sinnig ist, da sie vorwiegend in Bach- und Flussläufen zuhause sind. Damit von vorne kein Kies in den Filter rutscht, habe ich ein Stück Plastik zurechtgeschnitten und es im Nachhinein noch mit Aquariensilikon abgedichtet. Es hat sich im vorigen Becken bewährt, sog. “Aquaballs” oder Keramikröhren im Filter einzusetzen, damit sich dort Filterbakterien ansammeln und das Wasser auf Basis der Biochemie filtern. Damit von innen keine Röhrchen oder Bälle beim Saubermachen in die Halterungen der Matten rutschen, habe ich von innen ebenfalls eine “Sperre” eingebaut – diesmal allerdings ohne Silikonverklebung. Zum Aushärten empfiehlt es sich, Leimklammern zu nutzen. Dabei darauf achten, dass die Klammer nicht im Silikon drinnen hängt, da man sich sonst ggf. das Konstrukt beim Abnehmen wieder zerreißt. Als Halterungen dienen typische 4cm-Kabelkanäle, die ich auf die Innenhöhe des Aquariums zugeschnitten und mit einem Cutter auf der Rückseite eingeritzt habe, damit der Halt durch das Silikon besser wird.

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Damit auch bei der Filterreinigung ein Rest an Bakterien im Filter bleibt, habe ich die Filtermatte ca. auf 1/3 der Höhe auf ganzer Hälfte aufgetrennt. Hier eignet sich ideal ein scharfer Cutter mit guter (schnittfester) Unterlage.

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Die Filtermatten gibt es in unterschiedlicher Feinporigkeit. Dabei ist ein geringerer ppi-Wert gröber und ein höherer feiner. Für viele Fische kann schon ein 10-20ppi-Filter ausreichen, bei Garnelen sind mindestens 30ppi bzw. besser 45ppi ideal. Je feiner allerdings das Filtermaterial, desto schneller “dreckt” der Filter auch zu. Außen ist es nicht schlimm, da die Garnelen sich über die “Weide” freuen, auf der sie dann “grasen” können, allerdings kann die Filterleistung abnehmen und ein gesteigertes Algenwachstum und schlechtere Wasserwerte die Folge sein. Ich habe mittlerweile einen zweistufigen Aufbau im Einsatz:

  • Außen sitzt eine 30ppi-Filtermatte
  • Innen sitzt eine 45ppi-Filtermatte

Dadurch wird viel vorgefiltert, aber die kleinen Garnelen gelangen so seltener in den Filterkasten. Für den Auslauf der Pumpe(n)/Luftheber habe ich kleine Löcher (nicht größer als der Schlauch/Luftheber selbst!) ca. 2cm unter Oberkante der Filtermatte mit dem Cutter geschnitten und Schlauch und Luftheber durchgesteckt.

Wartbarkeit

Durch die gute Filterleistung, sofern der Filter korrekt bemessen wurde, bleibt das Aquarium immer schön sauber und das Wasser sehr klar. Ab und an sollte man etwas Filterschlamm aus dem “Filterkasten” entfernen – aber bitte nicht zu viel! Der Filterschlamm enthält wichtige Bakterien, die die Schad- und Schwebstoffe im Wasser zersetzen und so zur Reinigung des Beckens erheblich beitragen. Meine Erfahrung hat gezeigt, dass man mit ein bis zwei “leichten” Reinigungen (Ausbau der halben Filtermatte, Absaugen des Filterschlamms) pro Jahr sehr gut hinkommt. Sollte das Becken durch starken Algenbefall oder Krankheiten der Tiere stärker als üblich belastet sein, ist ggf. ein zusätzlicher Reinigungsgang gar nicht mal so unangebracht.

Kosten

Die Einrichtung und Planung kostet Zeit. Die Materialien kosten in der Anschaffung auch etwas Geld, aber sind dennoch individueller und teils günstiger als der Kauf eines HMF-Sets. Wer allerdings bereits ein bestehendes Becken hat und nun per HMF filtern will, muss auf fertige Sets zurückgreifen, da die Fertigsets meistens recht flexibel im Einsatz sind und auch schnell von Becken zu Becken getragen werden können. Ich habe für meine HMF´s meist folgende Ausgaben gehabt:

  • Aquariensilikon, ich habe das schwarze Silikon von Juwel genutzt [Affiliate-Link: http://amzn.to/2hqFAkH] – reicht für ein bis vier HMF
  • Filter-Matte (fein, 30ppi) [Affiliate-Link: http://amzn.to/2gXFAF8] – ca. 10€, reicht für zwei 60l-Becken
  • Filter-Matte (fein, 45ppi) [Affiliate-Link: http://amzn.to/2hCxp5f] – ca. 10€, reicht für zwei 60l-Becken
  • Bio-Balls zur Bakterienansiedlung [Affiliate-Link: http://amzn.to/2hCqGYP] – ca. 6€, reicht für ein bis zwei 60l-Becken
  • Keramik-Filterringe als Alternative zu den Bio-Balls [Affiliate-Link: http://amzn.to/2huvsoF] – ca. 6€, reicht für ein bis zwei 60l-Becken
  • Für die Halterungen maximal 1m Kabelkanal in 4cm Breite [Affiliate-Link: http://amzn.to/2hCtjd9]

Bricht man die Kosten auf ein Becken herunter, kommt man mit ca. 30€ für den Filter weg. Das geht teils günstiger, aber ist so genau auf Becken und Bedürfnisse angepasst. Und was man nicht vergessen darf: Man lernt dabei viel und kreiert ein Unikat, das so wie es bemessen wurde genau für den Verwendungszweck zugeschnitten ist.

Bitte verwende den Lebewesen zuliebe nur Aquariensilikon. Anders als Haushaltssilikon gibt Aquariensilikon nach dem Austrocknen gewöhnlich keine für Fische und Garnelen giftigen Stoffe ins Wasser ab. Ich habe außerdem die Erfahrung gemacht, dass man auch das Aquariensilikon nicht auf Vorrat kaufen sollte. Mein erstes Aquarium habe ich mit durchsichtigem AQ-Silikon bearbeitet, welches sehr schnell hart geworden ist. Leider gab es davon nur 330ml-Packungen. Für ein Aquarium reichen massig die 80ml-Tuben aus, die die Aquarienhersteller anbieten.

Lautstärke und Stromverbrauch

Die Lautstärke und der Stromverbrauch sind ganz klar abhängig von der eingesetzten Pumpe. Diese ergibt sich durch die Beckengröße bzw. die Strömungsgeschwindigkeit, die man erzielen möchte. Bitte achte beim Kauf drauf, dass die Strömungsgeschwindigkeit einstellbar ist. Alternativ kannst Du nach Gefühl über Adapterstücke mit Durchflussregulierung (Affiliate-Link: http://amzn.to/2gQBK0z) die Flussstärke händisch einstellen. Für ein 60l-Becken kann man von folgenden Faktoren ausgehen:

  • Umwälz-Unterwasserpumpe: Maximal 300l/h, ergibt meistens ca. einen Stromverbrauch von ca. 3-5 Watt, meist 4W
    • Hier der Link zu meiner Umwälzpumpe (in zwei Aquarien im Einsatz, bisher keine Probleme):  JBL ProFlow 300
  • Luftheber mit Membranpumpe: Maximal 350l/h, ergibt meistens ca. einen Stromverbrauch von ca. 2-5 Watt, meist 3-4W
    • Mein Luftheber ist Marke Eigenbau. Es gibt zwei bewährte Methoden, einen Luftfilter günstig selbst herzustellen:
      1. Man nehme ca. 20-25 cm von einem Wasserschlauch, schneide vorsichtig mittig ein Loch ab ca. 4 cm in genauem Durchmesser eines Luftschlauches aus und stecke diesen nach oben gerichtet in den Schlauch. Jetzt noch Kabelbinder ran und ab damit in den Filter.
      2. Man nehme Elektroinstallationsrohre (Durchmesser ca. 1 cm), säge sie zurecht, nehme sich eine Winkelkupplung und stecke auf der anderen Seite wieder ein kleines Stück Rohr an, schneide auch hier von unten gesehen ca. 4cm vor Ende mittig ein Loch für den Luftschlauch, führe ihn ein und fertig ist der stabile Kunststoff-Luftheber.
    • Bitte, egal, ob im Eigenbau entstanden oder gekauft vor dem ersten Einsatz gut durchspülen und scharfe Kanten abfeilen. Schützt auch bei der Wartung Deine Hand vor Verletzungen.
  • Als Membranpumpe setze ich sowohl die Europet [Affiliate-Link: http://amzn.to/2huAXmW] ein, als auch die Hailea [Affiliate-Link: http://amzn.to/2hCF1o3], die deutlich mehr Leistung aber auch deutlich mehr Lautstärke mit sich bringt.

Für Aquarien bis 80l kann die JBL-ProFlow 300 ohne Probleme verwendet werden. Die Pumpe sollte idealerweise (Gummi-)gepuffert aufgestellt werden, da sonst unschöne Vibrationsgeräusche die Lautstärke der Pumpe um ein Vielfaches anheben. Grade in Wohn- und Schlafräumen kann das sehr unangenehm sein.

Voraussetzungen für einen HMF

Um einen Hamburger Mattenfilter im Aquarium fest einsetzen zu können, muss das Becken noch leer, trocken und ohne Besatz sein. Damit das Aquariensilikon gut haftet, sollte das Becken auch nicht “nur feucht” sein. Hat man diesen Luxus nicht zum Zeitpunkt der Einrichtung, sollte man auf andere Alternativen zurückgreifen oder ein eingefahrenes Becken für den Besatz vorhalten, umsetzen und das Aquarium, das den Filter bekommen soll, vollständig leeren und gut reinigen. Sind die Scheiben nicht sauber und trocken, haftet das Silikon nicht.

Alternativen zum fest verbauten HMF

Es gibt für bestehende Becken folgende Fertig-Sets:

Den Schwammfilter kann ich auch guten Gewissens weiterempfehlen, da auch hier die kleinen Garnelen und Babyfische gut geschützt aufgehoben sind. Auch gut nutzbar sind solche Filter, die nach dem Aquaball-Prinzip funktionieren (Affiliate-Link: http://amzn.to/2hht2vX). Dabei wird durch Oberflächenvergrößerung besonders viel Fläche an kleinen Kugeln geboten, an denen sich Filterbakterien wunderbar festsetzen und so der Wasserqualität Gutes tun können. Sollten bei Besatz durch kleine Lebewesen dennoch ein anderer Innenfilter zum Einsatz kommen, bitte ich drum, diesen aufgrund der oft groben Maschen beispielsweise mit einer ausgekochten Strumpfhose abzusichern.

Fazit

Dennoch wichtig zu beachten: Der beste Filter ersetzt keinen regelmäßigen, ausreichenden Wasserwechsel! Ich wechsle bei den 60l-Becken 1-2x in der Woche mind. je 30% des Wassers. Bei größeren Becken ist die Notwendigkeit eines Wasserwechsels mehrmals in der Woche nicht unbedingt gegeben, da die Becken oft deutlich stabiler laufen, als kleinere. Besonders wichtig sind hingegen regelmäßige Wasserwechsel in Nanoaquarien, da hier das Ökosystem schnell kippen kann.

Ich hoffe, dass der kleine Exkurs in die Aquaristik den ein oder anderen vielleicht animiert, selbst tätig zu werden. Ein Hamburger Mattenfilter ist auf Dauer günstig, da nicht laufend Filtermaterialien ersetzt werden müssen, ist wartungsarm und kann für Garnelen und Kleinlebewesen sehr sicher konstruiert werden. Wenn Dir der Post gefallen hat oder Du einfach Anregungen oder eigene Erfahrungen zu dem Thema hast, schreib es in die Kommentare.

Projekt: Schreibtisch für spezielle Anforderungen

2016-03-25 20.22.20 Kopie
Da ich mir vor über acht Jahren einen “Übergangsschreibtisch” günstig bei eBay Kleinanzeigen für unter 10,00 € geschossen habe und mir immer wieder gesagt habe “bis Zeitpunkt X schafft er es noch, dann gibt´s einen Neuen…” (X= Abitur, Ende der Ausbildung, Umzug…), war es nun wirklich an der Zeit für einen neuen Schreibtisch.Doch bei der Planung ist mir aufgefallen, dass es gar nicht einfach ist, einen Schreibtisch zu finden, der genau meinen Anforderungen entspricht. Folgendes sollte der Schreibtisch mindestens haben:
  • Große Arbeitsfläche (BxHxT) mit mind. 160 x [H] x 75 cm
  • angenehme Arbeitshöhe, wenn einfach machbar und nicht zu teuer: höhenverstellbar (H)
  • elegant und nicht zu klobig
  • wertige und zugleich gut zu bearbeitende Materialien
  • praktische Auszüge für Mischpult und Tastatur, Trackpad & Co
Dazu kommt, dass ich durch zwei angrenzende Ikea Expedit-Regale und meinen Wunsch, noch an die Ordner in den Fächern dranzukommen, wenn der neue Schreibtisch steht, auf die Höhe und Dicke der Arbeitsplatte Acht geben musste.
Wie sich herausstellte, bin ich mit den Anforderungen schnell im hochpreisigen Tonstudio-Mobiliar angekommen. Was also tun, wenn man zu hohe Anforderungen für den Markt hat? Variante 1: Man lässt sich so ein Stück Custom-Desk gegen Bares gestalten und bezahlt danach einen horrenden Preis. Variante 2: Selber machen. Vielleicht nicht überall so perfekt wie gekauft – dafür mit Herzblut entstanden und man selbst ist dran gewachsen. Außerdem klingt “habe ich gebaut” besser als “habe ich gekauft”. Immer.

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