Um ein Aquarium betreiben zu können, ist es notwendig, dass das Wasser entsprechend auf bio-chemische und/oder physikalische Weise gefiltert wird. Zudem muss das Wasser ausreichend mit Sauerstoff angereichert sein. Es gibt unterschiedlichste Filtermöglichkeiten. Ich möchte hier kurz beschreiben, wie und warum ich mich für einen sog. Hamburger Mattenfilter entschlossen habe.

 Was ist ein HMF?

Die Abkürzung “HMF” steht für Hamburger Mattenfilter. Das Prinzip ist recht einfach: Hauptkriterium des Filters ist die Matte aus Filtermaterial, durch die das “schmutzige” Wasser angesaugt wird. Hinter dem Mattenfilter steht gewöhnlich eine Pumpe oder ein Luftheber. Der Vorteil bei einem Luftheber ist, dass man ihn

  1. gut selbstbauen kann,
  2. kaum warten muss,
  3. günstig betreiben kann.

Eine Pumpe kann genau wie ein Luftheber verwendet werden, um das Wasser wieder auf die andere Beckenseite zu transportieren. Will man kleine Lebewesen, wie Babyfische oder kleinere Garnelen vor dem sicheren Tod durch eine rotierende Schaufelpumpe bewahren, sollte man ein paar Dinge beachten. Gut ist, wenn man tatsächlich vollständig auf eine gewöhnliche Umwälzpumpe verzichtet und stattdessen die Kombination aus Luftheber und Mattenfilter wählt.

Prinzip eines HMF

Prinzip eines HMF (Quelle: Wikipedia)

Man kann die Matte sowohl grade, als auch gebogen ins Aquarium einsetzen. Der Vorteil einer gebogenen Installation ist, dass meist mehr Platz im Aquarium bleibt und ein runder Filter leichter dekorativ zu verstecken ist als eine einfache, hochkant im Aquarium platzierte Matte.

Im Gegensatz zu vielen anderen internen Filtern ist der HMF sehr leise und wartungsarm – und günstig im Betrieb. Während bei Kauf-Filtern ständig Nachfüllungen gekauft werden müssen, da die Filtermedien für den Einmalbetrieb ausgelegt sind, muss der Mattenfilter nur gelegentlich grundgereinigt werden. Ab und an muss Filterschlamm abgesaugt werden – allerdings bei mir einmal im Jahr. Vor allem kleine und ungünstig konstruierte Mini-Innenfilter müssen gewöhnlich alle zwei bis vier Wochen gereinigt oder sogar zum Teil ersetzt werden.

Meine Erfahrungen

Bisher bin ich mit dem Hamburger Mattenfilter sehr gut gefahren. Er ist einfach aufgebaut, kann leicht gewartet werden und ist im Betrieb unglaublich günstig. Dennoch ist er nicht immer geeignet. Warum erfährst Du später.

Planung und Einrichtung eines HMF

Um einen Mattenfilter zu planen, bedarf es ein paar Grundlagen. Erst einmal muss man sich die Frage stellen, ob man den Mattefilter grade oder gebogen an einer Ecke betreiben möchte. Ich habe mich für die Eckvariante entschieden. Oliver Baltz hat dafür im Web hilfreiche Tools bereitgestellt. Hier geht´s zur Berechnung von rechteckigen Aquarien, hier zur Berechnung von beliebigen Aquarien. Je nach Besatz müssen unterschiedliche Durchflussgeschwindigkeiten vorgehalten werden.

Besatzbetrachtung

Es ist bei der Betrachtung hilfreich zu ergründen, wo die künftigen Aquarienbewohner in der Natur leben und wie ihr präferierter Lebensraum gestaltet sein sollte. Tendenziell sind ruhigere Fischarten eher auch eine langsamere Fließgeschwindigkeit gewohnt, wohingegen Schnell- und Vielschwimmer, sowie einige Garnelenarten in der Natur oft in Bach- und Flussläufen vorkommen, die eher eine höhere Fließgeschwindigkeit aufweisen. Möchte man kein Artenbecken, sondern ein Gesellschaftsbecken aufsetzen, sollte ein guter Mittelweg gefunden werden.

Aufbau und Funktionsprinzip

Folgendermaßen funktioniert ein Mattenfilter: Eine Pumpe saugt durch die Filtermatten Wasser an, welches wiederum über dem Filter bzw. aus dem Filter herausgepumpt wird. Idealerweise sollte mit mehreren Matten hintereinander gefiltert werden, die unterschiedlich fein strukturiert sind. Als Ergänzung habe ich Ton- bzw. Keramikröhren in den so entstandenen Filterkasten gelegt, damit die Filterbakterien daran viel Halt bekommen. Bei einem Wasserwechsel oder der Reinigung des Filters kann es so kaum passieren, dass keine Filterbakterien mehr im Aquarienwasser vorhanden sind und nicht mehr auf biochemischer Basis filtern.

aq-hmf-2016-004

Die Skizze symbolisiert den Wasserkreislauf, den der Mattenfilter bildet, wenn er in Betrieb ist. Hat man die Außenmaße des Zielaquariums zur Hand, kann man die ersten Werte eintragen. Jetzt geht’s an die Besatzkenntnis und das Wissen der Herkunft der Lebewesen. Denn nun wird durch die Größe der Matte und die Leistung der Pumpe die Strömung bestimmt. Ob ein Luftheber mit Membranpumpe oder eine Tauchpumpe zum Einsatz kommt, ist hier egal. Ich habe bereits mehrfach für 54l- bzw. 60l-Aquarien Hamburger Mattenfilter konzeptioniert und gebaut, weshalb ich hier auch wieder auf die Standard-Aquariengröße Bezug nehmen werde.

aq-hmf-2016-001

Ich halte in den Becken Zwergflusskrebse und Garnelen, weshalb eine höhere Strömung sinnig ist, da sie vorwiegend in Bach- und Flussläufen zuhause sind. Damit von vorne kein Kies in den Filter rutscht, habe ich ein Stück Plastik zurechtgeschnitten und es im Nachhinein noch mit Aquariensilikon abgedichtet. Es hat sich im vorigen Becken bewährt, sog. “Aquaballs” oder Keramikröhren im Filter einzusetzen, damit sich dort Filterbakterien ansammeln und das Wasser auf Basis der Biochemie filtern. Damit von innen keine Röhrchen oder Bälle beim Saubermachen in die Halterungen der Matten rutschen, habe ich von innen ebenfalls eine “Sperre” eingebaut – diesmal allerdings ohne Silikonverklebung. Zum Aushärten empfiehlt es sich, Leimklammern zu nutzen. Dabei darauf achten, dass die Klammer nicht im Silikon drinnen hängt, da man sich sonst ggf. das Konstrukt beim Abnehmen wieder zerreißt. Als Halterungen dienen typische 4cm-Kabelkanäle, die ich auf die Innenhöhe des Aquariums zugeschnitten und mit einem Cutter auf der Rückseite eingeritzt habe, damit der Halt durch das Silikon besser wird.

aq-hmf-2016-002

Damit auch bei der Filterreinigung ein Rest an Bakterien im Filter bleibt, habe ich die Filtermatte ca. auf 1/3 der Höhe auf ganzer Hälfte aufgetrennt. Hier eignet sich ideal ein scharfer Cutter mit guter (schnittfester) Unterlage.

aq-hmf-2016-003

Die Filtermatten gibt es in unterschiedlicher Feinporigkeit. Dabei ist ein geringerer ppi-Wert gröber und ein höherer feiner. Für viele Fische kann schon ein 10-20ppi-Filter ausreichen, bei Garnelen sind mindestens 30ppi bzw. besser 45ppi ideal. Je feiner allerdings das Filtermaterial, desto schneller “dreckt” der Filter auch zu. Außen ist es nicht schlimm, da die Garnelen sich über die “Weide” freuen, auf der sie dann “grasen” können, allerdings kann die Filterleistung abnehmen und ein gesteigertes Algenwachstum und schlechtere Wasserwerte die Folge sein. Ich habe mittlerweile einen zweistufigen Aufbau im Einsatz:

  • Außen sitzt eine 30ppi-Filtermatte
  • Innen sitzt eine 45ppi-Filtermatte

Dadurch wird viel vorgefiltert, aber die kleinen Garnelen gelangen so seltener in den Filterkasten. Für den Auslauf der Pumpe(n)/Luftheber habe ich kleine Löcher (nicht größer als der Schlauch/Luftheber selbst!) ca. 2cm unter Oberkante der Filtermatte mit dem Cutter geschnitten und Schlauch und Luftheber durchgesteckt.

Wartbarkeit

Durch die gute Filterleistung, sofern der Filter korrekt bemessen wurde, bleibt das Aquarium immer schön sauber und das Wasser sehr klar. Ab und an sollte man etwas Filterschlamm aus dem “Filterkasten” entfernen – aber bitte nicht zu viel! Der Filterschlamm enthält wichtige Bakterien, die die Schad- und Schwebstoffe im Wasser zersetzen und so zur Reinigung des Beckens erheblich beitragen. Meine Erfahrung hat gezeigt, dass man mit ein bis zwei “leichten” Reinigungen (Ausbau der halben Filtermatte, Absaugen des Filterschlamms) pro Jahr sehr gut hinkommt. Sollte das Becken durch starken Algenbefall oder Krankheiten der Tiere stärker als üblich belastet sein, ist ggf. ein zusätzlicher Reinigungsgang gar nicht mal so unangebracht.

Kosten

Die Einrichtung und Planung kostet Zeit. Die Materialien kosten in der Anschaffung auch etwas Geld, aber sind dennoch individueller und teils günstiger als der Kauf eines HMF-Sets. Wer allerdings bereits ein bestehendes Becken hat und nun per HMF filtern will, muss auf fertige Sets zurückgreifen, da die Fertigsets meistens recht flexibel im Einsatz sind und auch schnell von Becken zu Becken getragen werden können. Ich habe für meine HMF´s meist folgende Ausgaben gehabt:

  • Aquariensilikon, ich habe das schwarze Silikon von Juwel genutzt [Affiliate-Link: http://amzn.to/2hqFAkH] – reicht für ein bis vier HMF
  • Filter-Matte (fein, 30ppi) [Affiliate-Link: http://amzn.to/2gXFAF8] – ca. 10€, reicht für zwei 60l-Becken
  • Filter-Matte (fein, 45ppi) [Affiliate-Link: http://amzn.to/2hCxp5f] – ca. 10€, reicht für zwei 60l-Becken
  • Bio-Balls zur Bakterienansiedlung [Affiliate-Link: http://amzn.to/2hCqGYP] – ca. 6€, reicht für ein bis zwei 60l-Becken
  • Keramik-Filterringe als Alternative zu den Bio-Balls [Affiliate-Link: http://amzn.to/2huvsoF] – ca. 6€, reicht für ein bis zwei 60l-Becken
  • Für die Halterungen maximal 1m Kabelkanal in 4cm Breite [Affiliate-Link: http://amzn.to/2hCtjd9]

Bricht man die Kosten auf ein Becken herunter, kommt man mit ca. 30€ für den Filter weg. Das geht teils günstiger, aber ist so genau auf Becken und Bedürfnisse angepasst. Und was man nicht vergessen darf: Man lernt dabei viel und kreiert ein Unikat, das so wie es bemessen wurde genau für den Verwendungszweck zugeschnitten ist.

Bitte verwende den Lebewesen zuliebe nur Aquariensilikon. Anders als Haushaltssilikon gibt Aquariensilikon nach dem Austrocknen gewöhnlich keine für Fische und Garnelen giftigen Stoffe ins Wasser ab. Ich habe außerdem die Erfahrung gemacht, dass man auch das Aquariensilikon nicht auf Vorrat kaufen sollte. Mein erstes Aquarium habe ich mit durchsichtigem AQ-Silikon bearbeitet, welches sehr schnell hart geworden ist. Leider gab es davon nur 330ml-Packungen. Für ein Aquarium reichen massig die 80ml-Tuben aus, die die Aquarienhersteller anbieten.

Lautstärke und Stromverbrauch

Die Lautstärke und der Stromverbrauch sind ganz klar abhängig von der eingesetzten Pumpe. Diese ergibt sich durch die Beckengröße bzw. die Strömungsgeschwindigkeit, die man erzielen möchte. Bitte achte beim Kauf drauf, dass die Strömungsgeschwindigkeit einstellbar ist. Alternativ kannst Du nach Gefühl über Adapterstücke mit Durchflussregulierung (Affiliate-Link: http://amzn.to/2gQBK0z) die Flussstärke händisch einstellen. Für ein 60l-Becken kann man von folgenden Faktoren ausgehen:

  • Umwälz-Unterwasserpumpe: Maximal 300l/h, ergibt meistens ca. einen Stromverbrauch von ca. 3-5 Watt, meist 4W
    • Hier der Link zu meiner Umwälzpumpe (in zwei Aquarien im Einsatz, bisher keine Probleme):  JBL ProFlow 300
  • Luftheber mit Membranpumpe: Maximal 350l/h, ergibt meistens ca. einen Stromverbrauch von ca. 2-5 Watt, meist 3-4W
    • Mein Luftheber ist Marke Eigenbau. Es gibt zwei bewährte Methoden, einen Luftfilter günstig selbst herzustellen:
      1. Man nehme ca. 20-25 cm von einem Wasserschlauch, schneide vorsichtig mittig ein Loch ab ca. 4 cm in genauem Durchmesser eines Luftschlauches aus und stecke diesen nach oben gerichtet in den Schlauch. Jetzt noch Kabelbinder ran und ab damit in den Filter.
      2. Man nehme Elektroinstallationsrohre (Durchmesser ca. 1 cm), säge sie zurecht, nehme sich eine Winkelkupplung und stecke auf der anderen Seite wieder ein kleines Stück Rohr an, schneide auch hier von unten gesehen ca. 4cm vor Ende mittig ein Loch für den Luftschlauch, führe ihn ein und fertig ist der stabile Kunststoff-Luftheber.
    • Bitte, egal, ob im Eigenbau entstanden oder gekauft vor dem ersten Einsatz gut durchspülen und scharfe Kanten abfeilen. Schützt auch bei der Wartung Deine Hand vor Verletzungen.
  • Als Membranpumpe setze ich sowohl die Europet [Affiliate-Link: http://amzn.to/2huAXmW] ein, als auch die Hailea [Affiliate-Link: http://amzn.to/2hCF1o3], die deutlich mehr Leistung aber auch deutlich mehr Lautstärke mit sich bringt.

Für Aquarien bis 80l kann die JBL-ProFlow 300 ohne Probleme verwendet werden. Die Pumpe sollte idealerweise (Gummi-)gepuffert aufgestellt werden, da sonst unschöne Vibrationsgeräusche die Lautstärke der Pumpe um ein Vielfaches anheben. Grade in Wohn- und Schlafräumen kann das sehr unangenehm sein.

Voraussetzungen für einen HMF

Um einen Hamburger Mattenfilter im Aquarium fest einsetzen zu können, muss das Becken noch leer, trocken und ohne Besatz sein. Damit das Aquariensilikon gut haftet, sollte das Becken auch nicht “nur feucht” sein. Hat man diesen Luxus nicht zum Zeitpunkt der Einrichtung, sollte man auf andere Alternativen zurückgreifen oder ein eingefahrenes Becken für den Besatz vorhalten, umsetzen und das Aquarium, das den Filter bekommen soll, vollständig leeren und gut reinigen. Sind die Scheiben nicht sauber und trocken, haftet das Silikon nicht.

Alternativen zum fest verbauten HMF

Es gibt für bestehende Becken folgende Fertig-Sets:

Den Schwammfilter kann ich auch guten Gewissens weiterempfehlen, da auch hier die kleinen Garnelen und Babyfische gut geschützt aufgehoben sind. Auch gut nutzbar sind solche Filter, die nach dem Aquaball-Prinzip funktionieren (Affiliate-Link: http://amzn.to/2hht2vX). Dabei wird durch Oberflächenvergrößerung besonders viel Fläche an kleinen Kugeln geboten, an denen sich Filterbakterien wunderbar festsetzen und so der Wasserqualität Gutes tun können. Sollten bei Besatz durch kleine Lebewesen dennoch ein anderer Innenfilter zum Einsatz kommen, bitte ich drum, diesen aufgrund der oft groben Maschen beispielsweise mit einer ausgekochten Strumpfhose abzusichern.

Fazit

Dennoch wichtig zu beachten: Der beste Filter ersetzt keinen regelmäßigen, ausreichenden Wasserwechsel! Ich wechsle bei den 60l-Becken 1-2x in der Woche mind. je 30% des Wassers. Bei größeren Becken ist die Notwendigkeit eines Wasserwechsels mehrmals in der Woche nicht unbedingt gegeben, da die Becken oft deutlich stabiler laufen, als kleinere. Besonders wichtig sind hingegen regelmäßige Wasserwechsel in Nanoaquarien, da hier das Ökosystem schnell kippen kann.

Ich hoffe, dass der kleine Exkurs in die Aquaristik den ein oder anderen vielleicht animiert, selbst tätig zu werden. Ein Hamburger Mattenfilter ist auf Dauer günstig, da nicht laufend Filtermaterialien ersetzt werden müssen, ist wartungsarm und kann für Garnelen und Kleinlebewesen sehr sicher konstruiert werden. Wenn Dir der Post gefallen hat oder Du einfach Anregungen oder eigene Erfahrungen zu dem Thema hast, schreib es in die Kommentare.