Airplay und DLNA sind bei mir zuhause nicht mehr wegzudenken. Irgendwo ist mittlerweile in fast jedem Haushalt ein Airplay- oder DLNA-Gerät vorhanden, das drahtlos Musik wiedergibt. Doch die meisten unter uns werden auch noch alte Lautsprecher, Stereoanlagen und Co. haben, die das nicht können. Doch grade wenn es qualitativ hochwertige Systeme sind, fällt die Entscheidung, sich von ihnen für ein neues, zwar digital-multimedial attraktiveres aber möglicherweise soundtechnisch “schlechteres” Gerät, zu trennen oft (zurecht) schwer. Der Beste Sound bringt einem zudem nichts, wenn die Verbindung via W-LAN immer wieder abbricht oder nicht ausreichend gebuffert wird. Auch alte 30-Pin-Docks von Bose bis Yamaha bieten oft grandiosen Sound – aber kein Airplay, geschweige denn DLNA. Welche kommerziellen Lösungen es grundsätzlich gibt, habe ich in diesem Post beleuchtet:  https://daniel-lengies.de/2016/12/kommerzielle-loe…uer-dlna-airplay/

Airplay und DLNA mit dem Raspberry Pi

Das Multimedia-OS Volumio (Siehe: volumio.org) bietet die Möglichkeit, über einen Raspberry Pi (schon ab der ersten Generation!) normale Lautsprecher in Airplay- bzw. DLNA-fähige Lautsprecher zu verwandeln. Über Erweiterungsmodule und externe USB-Soundkarten kann auch der von Haus aus nicht überragende Klang der onboard-Soundkarte deutlich verbessert werden.

Voraussetzungen und Vorbereitungen

Damit der Raspberry Pi starten kann, benötigst Du erst einmal eine SD-Karte oder microSD-Karte incl. Adapter mit mind. 4GB. Die Speicherkarte sollte mindestens eine Class 10-Karte sein, damit bei der Wiedergabe nicht die Lese- und Schreibprozesse auf der Karte der Flaschenhals sind und zu unschönen Audio-Artefakten und Aussetzern führen.

Du kannst schonmal anfangen, das Image von volumio.org herunterladen. Direktdownload von volumio.org: Download Raspberry Pi-Image

Auf der Website findest Du weitere Erklärungen, wie Du vorgehen musst. Hier eine Kurzbeschreibung für Mac OS / OS X:

  1. SD-Karte in den Reader stecken
  2. Konsolenterminal öffnen
  3. Über diskutil list die Partitionen anzeigen lassen
  4. Die SD-Karte incl. Identifier daraus heraussuchen
  5. Via sudo diskutil unmount /dev/[Identifier] das Volume unmounten
  6. Via dd Karte löschen und mit Image befüllen: sudo dd bs=1m if=[Image-Location] of=/dev/r[Disk-Identifier der SD-Karte]
  7. Karte erst entfernen, wenn dreizeiliger Output als Bestätigung im Terminal erscheint.

Nun die SD-Karte vorsichtig im Pi einsetzen und ihn mit Strom und Netzwerkkabel versehen. Nach ca. 50s ist nun das Betriebssystem hochgefahren und erste Apple-Geräte erkennen via Airplay den Pi unter dem Namen “Volumio”. Es kann allerdings weitere zwei Minuten dauern, bis der Webserver hochgefahren und das System via Webfrontend erreichbar ist.

Dashboard und erste Konfigurationen

Als Steuerzentrale bietet Volumio ein aufgeräumtes, geringfügig anpassbares Dashboard. Neben aktuell laufendem Track incl. (falls vorhanden) Coverbild und Lautstärkeregelung. Über die Buttons in der Top-Bar kann die Wiedergabe gestartet bzw. gestoppt werden und vor- und zurückgesprungen werden. Im unteren Bereich findet man die Optionen, die lokale oder remote angebundene Musikbibliothek zu durchsuchen, die aktuelle Wiedergabe anzuzeigen oder die Tracks, die auf die nächste Wiedergabe warten. Klickt man oben rechts auf das Zahnrad-Icon, erhält man ein ebenso aufgeräumtes Menü an der Seite mit weiteren Konfigurationsparametern.

 

“Geht das auch mobil?” war einer meiner ersten Gedanken. Klare Aussage: Ja! Eine App gibt´s nicht, dafür ist eine durchdachte Portierung des Fullscreen-Webinterfaces auf kleine Displays erfolgt, sodass man nicht nur klanglich sondern auch von der Bedienung her kaum Abstriche machen muss. Ich habe allerdings feststellen können, dass der Webserver auf dem Pi recht lange braucht, bis er betriebsbereit ist. Da sind einige kommerzielle Lösungen deutlich schneller, wobei dort meistens auch die Hardware dafür optimiert wurde. Auch Menüs sind in gut mit dem Finger klickbarer Größe gehalten, sodass dem mobilen Musikgenuss nichts im Wege stehen dürfte.

 
Dashboard und aktuelle Wiedergabe Menü und Kontextsuche incl. Steuerelementen

 

 

Anpassen von Systemeinstellungen

Um den Namen – sowohl den Hostname, als auch den AirPlay-Anzeigenamen zu verändern, kann man im Menü über “Systemeinstellungen” den Namen editieren. Der neue Hostname ist erst nach einem kurzen Reboot aktiv, der Systemname (AirPlay) wird sofort danach verändert. Auch die Startmelodie des Pi’s kann darüber ein oder ausgeschaltet werden. Editierbar ist die Melodie nicht über das Webinterface. Über das gleiche Menü können auch Aktualisierungen bezogen werden.

Auch Hintergrund bzw. Theme sind editierbar. Aus einigen vorausgewählten Designs kann man sich den passendsten Hintergrund auswählen oder selbst einen Hintergrund uploaden.

Plugins installieren

Über das Menü “Plugins” können Erweiterungen wie z.B. ein Spotify-Konnektor direkt geladen werden. Das Web-Frontend zeigt dabei den Status und wenn gewünscht auch die aktuellen Änderungen aus der CLI an. Die Auswahl an Plugins ist allerdings von Haus aus recht gering. Hier merkt man einen deutlichen Unterschied zwischen kommerziellen Lösungen und OpenSource; nicht alles, was verfügbar ist, ist lizenzfrei nutzbar und über eine GPL lizenzierbar.

Fazit

Volumio bietet eine günstige und individualisierbare Platform für das drahtlose Bereitstellen von Musik für bestehende Anlagen. Wer es etwas gern klanglich etwas hochwertiger mag, kann auch über externe Soundkarten via USB (z.B. mit der EC Technologies Alu-C: http://amzn.to/2hoi8B4 bzw. Creatives Soundblaster Play: http://amzn.to/2hF0oEM)oder Onboard-Pins (z.B. mit dem Kuman SC08: http://amzn.to/2hS0RDU oder HiFi-Berry: http://amzn.to/2hQPdqk) die Soundausgabe verbessern. Die verbaute Soundkarte des Pi bietet zwar einen verständlichen Sound, allerdings keinen besonders klaren oder qualitativ hochwertigen Sound. Mehr als (verteiltes) Stereo wird man übrigens nicht via AirPlay herausbekommen. Der Protokollstack von AirPlay ist nicht für mehr als Stereo-Sound ausgelegt worden. Rein von der Bandbreite aktueller (W-)LAN-Netze ginge allerdings deutlich mehr. Eigentlich schade, dass Apple da scheinbar nicht viel Energie reinsteckt. Damit könnten sie bei mir eher punkten, als mit einer fancy Touchbar an einem völlig überteuerten Macbook Pro. Alles in allem kann ich sagen, dass ich mit dem Raspberry Pi als AirPlay-Empfänger sehr zufrieden bin. Bei mir verbindet er meine alte 30-Pin-Dockingstation (Philips) mit dem Rest der heimischen Apple-Welt für Musikgenuss und Multiroom-Sound bei Parties oder beim Aufräumen. Wem das alles zu viel Bastelarbeit ist, kann ich die Übersicht über kommerzielle, teils kompakte und auch mobile Soundsysteme ans Herz legen: Hier geht´s zum entsprechenden Post.