Kategorie Kolumne

Kolumne: Warum wir so viel arbeiten

Immer wieder tauchen Informationen darüber auf, dass die heutige Generation “Mitarbeiter” mehr arbeitet, aber mehr Selbstbestimmung voraussetzt. Wie kommt das? Was motiviert uns, was demotiviert uns? Dieser Frage möchte ich in diesem Post nachgehen.

Was treibt uns an? Was ist unser Motivator, etwas zu tun?

Für den einen ist es die thematische oder die seelische Erfüllung oder ein Traum, eine Vision; für den anderen oder die andere ist es vielleicht das Miteinander, das einem immer wieder Kraft gibt, weiterzumachen. Ich bin der Meinung, dass man den Motivator schlecht generalisieren kann. Man kann aber für sich selbst überlegen, was das nächste und das übergeordnete Ziel ist, das man selbst verfolgt. Das kann teils noch abstrakt sein, meist erkennt man allerdings schon recht klare Tendenzen. Eine grobe Richtung, in die man gerne gehen möchte. Das kann eine bestimmte Fachrichtung sein oder eine hierarchische Position, die man erreichen möchte. Doch ist das alles?

Viele setzen sich vielleicht berufliche Ziele und einige werden recht klare Vorstellungen davon haben, wie ihre private Wunsch-Zukunft aussehen soll – doch das miteinander in Einklang bringen, die beruflichen und privaten Ziele zu vereinen, das fällt oft schwer. Wer beispielsweise davon träumt, ein Haus zu besitzen oder eine Wohnung, muss dafür eine entsprechend hohe Arbeitsleistung erbringen. Es bringt allerdings oft genau das Gegenteil der Situation, die man gerne hätte. Im Wunschbild sitzt dort das Ich und lässt sich im Garten mit Teich oder im eigenen Pool entspannt die Sonne auf die Haut brutzeln – doch in der Realität bleibt vielen genau dafür dann gar keine Zeit mehr. Für das Haus wird entsprechend viel Zeit auf der Arbeit verbracht, die Tätigkeiten, die die Eltern noch nebenbei irgendwie erledigt haben, werden in im
mer spätere Stunden verlagert – den späten Ladenöffnungszeiten sei Dank. Doch ergibt das Sinn, sich für solch einen halberfüllten Traum so abzuarbeiten? Für manche schon. Denn was ist die Alternative? Im Rentenalter in einer Mietwohnung wohnen, die 80% der eh schon mageren Rente – wenn wir denn noch eine bekommen sollten – auffrisst? Ich denke kaum. Folglich bleibt bei vorausplanenden Individuen keine Alternative, als sich für Haus oder Wohnung entsprechend abzuarbeiten.

Allerdings muss man dabei bedenken: Der größte Palast, die windschnittigste Yacht und der schnellste Supersportwagen verhelfen einem nicht unbedingt zur Glückseligkeit und wenn man sein ganzes Leben nur dafür aufopfert, solche Wünsche zu erfüllen, dabei aber als Mensch und in der sozialen Interaktion auf der Strecke bleibt, ist keinem geholfen.

Was macht die heutige Arbeitswelt aus?

Klar, wir haben uns stetig weiterentwickelt. Vor Jahrtausenden wurde das Rad erfunden, dann irgendwann ein Karren an den man erst Vieh gebunden hat, um voranzukommen und nun den Motor entwickelt und ständig optimiert, um ohne die Abhängigkeit zum Vieh und mit höherer Geschwindigkeit von A nach B zu gelangen. Das ist es; Wir wollen immer nur von A nach B gelangen. Doch die Wirtschaft trichtert uns immer neue Optimierungen ein, zeigt uns in einer eigentlich sehr glücklichen Lage, in der wir uns oft befinden, auf, wie unglücklich wir eigentlich sind und wie viel besser vieles zu lösen ist. In den 1950ern war es Luxus, ein Auto mit einem Radio an Bord zu erwerben. Heute? Bitte was ist ein Auto ohne Radio? Verkaufen Autohäuser sowas immer noch? Und ich meine damit nicht den Schrotti um die Ecke, der das Skelett eines alten Opel Kadett ausschlachtet oder vom Golf 2 die Nebelscheinwerfer vor der Presse rettet. Ich meine Autohäuser, die neue und gebrauchte Fahrzeuge verkaufen, die nicht älter sind als 10 Jahre.

Genau, um die Gesellschaft voranzubringen und die Entwicklung zu fördern, ist sowas super. Doch was ist die Folge aus gesteigerter Geschwindigkeit in der Entwicklung und steigender Konkurrenz? Preisverfall, höhere Chargen und kürzere Pausen, höhere Stückzahlen und mehr Vertriebsabschlüsse im Quartal. Doch genau das stresst uns, macht uns unglücklich und lässt den Traum, selbst wenn er scheinbar erreicht ist, wie einen Ballon zerplatzen. Der Vater, der viel arbeitet, tut dies beispielsweise, um seiner Familie und seinen Kindern einen angenehmen Lebensstandard zu ermöglichen und sie glücklich zu machen. Doch er? Er bleibt dabei genauso wie seine Kinder und seine Frau oder Freundin auf der Strecke. Um sich etwas leisten zu können, muss man selbst erst einmal etwas leisten. Doch genau das gerät ins Ungleichgewicht. Durch die Überstunden und Abende mit Kollegen im Büro bleibt keine oder nur wenig Zeit für die Kinder, für die Frau, für die Familie und Freunde. Die Folge daraus? Entweder man stumpft ab, oder man verliert immer mehr den Bezug zum eigenen Traum.

(Was) können wir dagegen tun?

Jetzt kommen die Klassiker, die jeder schon nicht mehr hören kann: Gesund und fit bleiben, sich vital ernähren, Sport treiben, organisiert arbeiten, um Stress zu vermeiden oder zu mindern und einfach mal abschalten. Einige meiner Freunde sind bereits in den USA gewesen. Ich habe unterschiedlichste, für uns kaum denkbare Sätze gehört. Einer davon handelte von Fernsehern. In der Wohnung eines Gastgebers von einem Bekannten liefen 24/7 die Fernseher. Auf die Frage, warum sie diese nicht ausschalten, kam folgende Antwort (sinngemäß):

“Die Taste auf der Fernbedienung ist der Ein-Schalter.”

Wirklich?! Ja, man kann die Geräte auch ausmachen, sich frei machen von allem, was belastet. Wir haben gedacht, dass wir die Arbeitswelt revolutionieren, wenn wir das Arbeiten an jedem Ort zu jeder Zeit möglich machen. Es stimmt, es hat vieles verändert. Doch leider gibt es auch dort Schattenseiten. Ich will nicht rund um die Uhr immer für jeden erreichbar sein. Ich will auch nicht dem Zwang unterliegen, sobald jemand eine Instant-Message versendet hat, unverzüglich antworten zu müssen. Doch genau das ist mittlerweile oft der Fall. Ich möchte gar nicht wissen, wie viele Ehen, Beziehungen, gute Freundschaften und geschäftliche Beziehungen über diese absolut unnötige Erwartungshaltung zerstört worden sind. Man muss hier klar zwischen synchronen Medien (Telefonie) und asynchronen Medien (Mail, Fax…) trennen. Doch leider gaukeln uns “Instant Messenger” vor, es sei Echtzeitkommunikation auf synchroner Ebene, weshalb diese Erwartungshaltung erst entsteht. Doch das ist ganz klar falsch. Wenn ich eine Nachricht gelesen habe, möchte ich mir vielleicht erstmal Gedanken machen oder recherchieren, bevor ich irgendeinen Dummsülz antworte. Doch so reflektiv sind die seltensten Leute noch.

“Da steht, Du hast die Nachricht gelesen.”

Möglicherweise. Möglicherweise habe ich 2016-11-10-23-22-40aber auch nur mein mobiles Gerät entsperrt, was mir die Nachricht zwar angezeigt hat, ich aber grade etwas ganz anderes machen wollte, als diese Nachricht zu lesen. Der Status “empfangen” oder “gelesen” ist manchmal sicher praktisch, dennoch führt er zu unangenehmen Situationen und unnötigen Schuldzuweisungen. Auch hier dachte sich der Entwickler, es wäre sicher praktisch, festzustellen, ob die Nachricht beim Empfänger angekommen ist und auch gelesen wurde. In der Theorie und manchen Praxissituationen sicher, allerdings lange nicht in allen Lebenslagen und emotionalen Verfassungen.

Bestimmt selbstbestimmter werden

Wir müssen selbstbestimmen! Klare Regeln formulieren und kommunizieren. Wenn ich weiß, dass ein Kollege evtl. meine Unterstützung braucht, weil er außerhalb der Dienstzeit bei einem Kunden tätig ist, den ich gut kenne oder Tätigkeiten ausübt, die ich gut beherrsche und er vielleicht weniger, dann bin ich für den Kollegen da. Doch ich halte nichts davon, permanent erreichbar zu sein. Denn mittlerweile ist Bahnfahren beispielsweise die reinste Reizüberflutung geworden. Ständig bimmelt, vibriert, summt, singt, schreit irgendein Smart-Irgendwasgerät vor sich hin. Das muss nicht sein. Wir stressen uns und unsere Gesellschaft künstlich durch solche negativen Nebeneffekte. Wenn ich einen wichtigen Anruf erwarte, habe ich das Handy auch laut. Auch mein dienstliches. Ansonsten habe ich es meist lautlos, damit meine Konzentration bei der Arbeit nicht eingeschränkt wird. Wer ein wichtiges Anliegen hat, ruft ein zweites Mal an bzw. bekommt einen Rückruf. Wenn es nicht wichtig war, war es auch nicht tragisch, den Anruf zu ignorieren.

Wir müssen aber auch uns selbst bestimmter machen. Uns selbst fragen, wo wir hinwollen, was unsere Ziele sind, was wir nicht wollen und welchen Weg wir gerne gehen möchten. Vielen sind die im vorangegangenen Satz genannten Punkte nämlich zu schwammig, um sich selbst die Kompassnadel zu stellen und loszulegen. Doch das sollten wir tun. Unseren inneren Kompass befragen, den Verstand bewerten lassen und dann auf unser Herz hören. Oder andersrum. Doch wir sollten es tun. Wir müssen es tun und wir werden es tun, um uns unsere Ziele vor Augen zu führen und unseren Kompass nach Norden auszurichten. Unserem Norden. Und dann loslaufen und tun.

Was denkst Du darüber? Tut uns die heutige Arbeitswelt gut oder ist sie eher ein Laster, das anders angefasst werden muss?

Schreib´s in die Kommentare!

Kolumne: Gedanken zur Kommunalwahl 2016

Wir dürfen wählen. Das heißt, man kann die Partei und die Kandidaten wählen, die man sympathisch findet bzw. deren Ausrichtung der eigenen am meisten zusagt.

Ich finde es prima, dass wir diese Chance haben. Ja, es ist eine Chance. Eine Chance, zu zeigen, dass etwas richtig oder falsch läuft. Eine Chance für das Land und die Kommune, Dinge künftig besser zu machen.

Wir dürfen wählen, heißt aber auch, dass mit der Möglichkeit, Dinge zu verändern, eine Verantwortung der Bevölkerung gegenüber einhergeht. Allerdings können wir uns vor dieser Verantwortung nicht wie bei manch anderen Dingen einfach davonschleichen. Denn wer nicht wählt, wählt indirekt doch!

Man mag sich jetzt die Frage stellen, wen man denn wählt, wenn man nicht wählen geht. Das ist gleichzeitig einfach und für manche dennoch verwirrend. Wer keine Partei wählt, wählt automatisch die Parteien, die man nicht wählen möchte – denn wenn man wählt, erhalten sie ja auch mehr Stimmen. Wähle ich also keine Partei oder keinen Kandidaten, gebe ich den Parteien, die ich definitiv nicht auf den Stühlen im Stadt- oder Landrat sitzen sehen möchte, einen Vorsprung.

Partizipation ist grade in der heutigen Zeit ungemein wichtig geworden. Die Zufriedenheit vieler Mitbürger sinkt – aus unterschiedlichen Gründen. Nur, wer wählt, kann diese Unzufriedenheit erfolgreich bekämpfen. Man darf dabei nie vergessen, dass man auch wenn einem kein Wahlprogramm gefällt, besser “das geringste Übel” wählt, damit extreme, fremdenfeindliche und gesellschaftsgefährdende Parteien keinen Nährboden bekommen können.

Denk darüber nach, ich hoffe, Du warst auch wählen. Wenn nein, kannst Du Dich auch nicht beschweren, wenn etwas nicht nach deinem Gusto läuft.

Kolumne: Trendige Musikenteignung

Es gibt mittlerweile etliche Streaming-Portale und Cloud-Dienste wie Amazon Prime Music, Apple Music, Deezer, Spotify und wie sie sich nicht alle schimpfen. Das Konzept: Uneingeschränkter Musikgenuss für monatliche monetäre Bindung. Wirtschaftlich ist es (scheinbar) für beide Seiten, den Käufer und den Verkäufer – aber halt! Man kauft ja gar nichts für das Geld! Es ist vielmehr eine Leihgabe auf Zeit, die Erlaubnis, die bereitgestellte Musik konsumieren zu dürfen. Was ist, wenn die Internetverbindung mal nicht da ist? Na klar, Du kannst Dir Playlists erstellen und ganze Alben herunterladen. Aber nur in der App. Nur von dem Anbieter.

Finde ich gewaltig ungut. Warum? Es ist ganz einfach. Früher hat man sich CDs und davor Audiokassetten und noch davor Singles und LP´s gekauft, ins Regal gestellt und konnte sie hören, so oft man lustig war. Heute geht der Trend zum Musikleasing. Wie bei einem Leasingfahrzeug: Du bezahlst regelmäßig und bekommst dafür das “worry-free-Paket” ohne Dir Gedanken über Werkstatt, evtl. das nächste Album des Lieblingsinterpreten oder neuste Songs aus den Charts machen zu müssen. Kündige ich einen Leasingvertrag – oder eben bei Deezer, Spotify und Co., habe ich nichts mehr von dem, das ich vorher genutzt habe, was mein Alltagsbegleiter geworden ist. Wie beim Auto: Kein Restwert. Gut, ein Equivalent für die Kosten für Beschädigungen am Fahrzeug gibt es in diesem Konstrukt nicht, aber es bleibt einfach nichts nach der Zeit über.

Ich nutze solche Dienste auch – aber eher, um mal etwas Neues kennenzulernen, um neugierig sein zu dürfen und um mir mal eine von Amazon und Co. vorgekaute Playlist andrehen zu lassen. Einfach, um mal eben entspannt was zu hören. Allerdings werde ich von meiner eigenen Musiksammlung nicht weggehen. Warum?

  • Independent-Künstler: Wo finde ich sonst Musik von Freunden und kleinen, lokalen Bands?
  • Unabhängigkeit vom Markt: Ich will mir von keinem Anbieter vorschreiben lassen, wann ich was wann wie worein runterzuladen habe. Ich will flexibel und gleichzeitig losgelöst sein vom Zwang der Streamingbranche.
  • Beständigkeit: Wer sagt mir, dass Anbieter oder das Angebot noch lange Bestand haben?
  • Meine Musik ist meine Musik: Ich möchte entscheiden können, welche Informationen über Musik ich mit jemandem teile und mit wem nicht. Das fällt – Firmenpolicy hin oder her – bei Streamingdiensten leider vollständig weg. Es gibt immer Logs.
Mit dieser Einstellung mag ich etwas konservativ rüberkommen. Ich kenne Leute, die bereits ihre vollständigen Diskographien großer Künstler verscherbelt und gelöscht haben, weil sie meinen “gibt´s ja alles in der Cloud.”.Wobei ich mich dann frage…Warum haben diese Leute damals die Alben gesammelt und nicht einfach darauf gewartet, dass der Song im Radio kommt?
Muss jeder letztendlich selbst entscheiden, ob er Musik in vorgekauter Qualität über einen leasingähnlichen Streamingdienst bezieht oder wie ich lieber seine eigene Musiksammlung – auf welchem Medium auch immer – behält und wahrt.
Und, wie denkst Du darüber? Ab in die Cloud oder die Cloud als zweites Standbein beim Musikhören? Schreib´s in die Kommentare!

Besuch beim Notdienst: Was für ein Tag!

Nachdem unser pelziger Mitbewohner heute angefangen hat, alle paar Minuten bis sogar Sekunden blutig an unterschiedlichen Stellen zu urinieren, habe ich glücklicherweise gleich die richtige Entscheidung getroffen und habe sie kurzfristig zum Doc gefahren. Mit unterschiedlichen Proben im Gepäck und Mieze auf dem Beifahrersitz ging es also zum Notdienst. Mit etwas Zusprache war die Fahrt für den Pelztiger glaube ich auch ganz okay. Nach etwas Gemaunze und Gekratze in der Transportbox wurde sie sehr ruhig – sogar auf der Autobahn! Nach Analyse der Proben in der Zentrifuge war die Diagnose relativ klar, wenn auch noch vage formuliert worden: 
Akute Blasenentzündung mit Ablösung der Harnschleimhaut. Wuah! Sowas muss echt wehtun! Viele Katzen sind in diesem Stadium wohl schon weniger aktiv und jammern viel – nicht so unser   Stubentiger. Nierensteine konnten leider noch nicht zu 100% ausgeschlossen werden. Ich hoffe, dass sie die nicht noch mit sich rumträgt…
Ganz tapfer hat sie das Fiebermessen und drei Spritzen ergehen lassen und ist nun wieder zuhause.
Bisher gab es keine weiteren Zwischenfälle mehr. Nichts ging mehr daneben und der vorher etwas niedrige Appetit kam auch nach der aufregenden Fahrt sehr schnell wieder. Einziger Nachteil für mich: Die gesamten Lauf- und Sitzflächen mussten desinfiziert und gereinigt werden. Juniorfutter soll sie zukünftig bekommen, um der Kristallbildung im Harnweg entgegenzuwirken und so die Gefahr einer Neuinfektion zu vermeiden. Achso, außerdem  bin ich jetzt einige Scheine ärmer. 
Da es allerdings gut geholfen zu haben scheint und es ihr bisher schon deutlich besser geht, war es das allemal wert! Jetzt liegt sie ruhig und entspannt hier und schläft sich aus. Ich drücke ihr auf jeden Fall die Daumen, dass es schnell besser wird und sie bald wieder gesund ist.

Networking: Nahtlos ins Drahtlose – Können wir uns vollständig vom Kabel lösen?

Der Traum von der drahtlosen Kommunikation ist in Teilen bereits real geworden. Mal eben Mails checken, ohne den klobigen Rechner am Arbeitsplatz anzuschmeißen und zu warten, bis er hochgefahren und startbereit ist? Das war gestern! Heute wird spontan auf dem Sofa, im Zug, im Büro oder im Auto nach Mails geschaut! Wie? Gute Frage… Da sich die Menschheit für jedwedes Szenario mittlerweile eine Lösung zur Drahtloskommunikation überlegt hat, bleiben viele Möglichkeiten offen. Sei es das Tablet oder Smartphone auf dem Sofa, das die Informationen aufbereitet, eine Smartwatches oder andere Wearables, die beim Laufen Informationen anzeigen oder das Multimedia-Entertainmentsystem mit Internet-Zugang und Navi im Auto – das Internet ist mittlerweile nur noch schwer aus dem Alltag wegzudenken. Wenn man sich in eine beliebige Stadtbahn setzt, sieht man mindestens drei telefonierende Leute, mindestens zwei die über ein Tablet oder Smartphone spielen und mindestens einen, der seine digitale Bücherwand in Form eines eBook-Readers in der Hand hält. Sind das alles Sonderlinge, die nicht mehr kommunizieren können? 
Ich habe vor einigen Jahren die Erfahrung gemacht, dass das Bahnfahrvolk von Stadt zu Stadt sehr, sehr unterschiedlich sein kann. In Hannover, Hildesheim und Braunschweig beispielsweise sind eher die stillen Mitfahrer vorherrschend, die sich maximal in Kleingruppen unterhalten – es sei denn, es stand oder steht ein größeres Sport- oder Musik-Ereignis an. Es ist sehr selten, dass man als Mitfahrer mal angesprochen wird oder ein Gespräch von einem Mitfahrer positiv aufgefasst und fortgeführt wird.
In Hamburg und Berlin ist die Mentalität da eine andere. Wenn man an der Sternschanze in Hamburg einsteigt und spätestens in den nächsten 4 Minuten keiner ein Gespräch mit einem beginnt oder man selbst einen Fahrgast anspricht, fällt man dort schon auf.
Doch wie entwickelt sich dieser kulturelle Umgang im Bezug auf die neuen Alltagsbegleiter und Allzeitquälgeister iPhone, iPod, kindle paperwhite, Galaxy Tab und co.? Die Kommunikation mit Fremden ist deutlich zurückgegangen innerhalb der letzten drei Jahre. Man merkt sehr wohl, dass einstige Luxusgüter, wie es die Vorreiter aus dem Hause Apple – dem iPhone und dem iPod – mittlerweile in der Gesellschaft angekommen sind und munter genutzt werden. Hielt man in den ´90er-Jahren noch einen Herrn in Hemd und Sakko mit einem Handy am Ohr für einen totalen Snob, ist ein jugendlicher ohne Smartphone, MP3-Player und großer Mattscheibe total out.
Sicher ist es unglaublich uncool, unhandlich und unpraktisch, wenn man so ein altes klobiges Notebook mit sich herumträgt, das nach 1,5 Stunden fernab des Stromnetzes bereits den Geist aufgibt, doch gehen einige Features und einiges an Kompatibilität nach und nach verloren, je kleiner die Geräte werden. Die Anzahl an Anschlüssen an Ultrabooks ist im Vergleich zum klassischen Notebook schon um ein erhebliches Maß geschrumpft, bei Tablets wird das noch einmal drastisch gen 0 gesenkt. Was bleibt also? Netzwerkkabel? Für den Normalanwender in Zeiten von WLAN-Standards 802.11n und 802.11ac, UMTS und ausgestorben. Kopfhörer und Headsets? Werden über Bluetooth verbunden. Genau wie eine Maus. Und ein Trackpad. Und die Tastatur. Kreditkarten und co.? Werden nach und nach vermutlich in ein digitales Standard-Wallet á la Passbook zusammengefasst. Laufwerke sind auch rar geworden. An Tablets und Ultrabooks so oder so Fehlanzeige – doch selbst in Standard-Notebooks werden immer seltener Laufwerke aufgrund der Größe, des Gewichtes und der Akkulaufzeit verbaut. Doch ist drahtlos und “medienlos” wirklich so vorteilhaft? Die Technologien, die uns die Mobilität garantieren, schränken sich leider auch zum Teil gegenseitig ein. Ein Beispiel dafür ist das WLAN. Kein Mensch hätte vor 15 Jahren gedacht, dass Mikrowellen und Wetter-Radar erhebliche Störer in der Netzwerkkommunikation darstellen können. Ein einsames WLAN im Empfangsbereich wird auch von der Übertragungsgeschwindigkeit her den meisten Anforderungen, meist auch Streaming, standhalten. Wenn man allerdings in einer Gegend lebt, in der es mehr SSiDs um einen herum gibt, als die Straße Straßenlaternen hat, ist es schnell vorbei mit dem Traum von dem Highway on air. Ich hoffe, dass bei all dem technischen Fortschritt die Bevölkerung noch mitbekommt, dass es auch physikalische Grenzen gibt, die die Existenz eines 26. WLANs im Umkreis von 150 Metern deutlich erschweren, wenn nicht sogar unmöglich machen.
Werden wir wirklich irgendwann alle drahtlos leben? Ladung via Induktion ist mittlerweile möglich, sodass Apple bald auch das Kabel zum Laden des Gerätes vollständig wegrationalisieren könnte. Kochen tun wir teils mit Induktion, HP hat es mit dem Palm Pre ebenfalls bewiesen, dass Induktion salonfähig ist – wenn es bezahlbar und von der Käuferschaft akzeptiert wird. Leider wird es erst bezahlbar, wenn es von der Käuferschaft akzeptiert und gekauft wird – und die meisten Kunden kaufen nunmal leider erst, wenn es bezahlbar geworden ist.
Die Finanzierung und die Physik sind zwei schwere Laster, die die Entwicklung und der internationale Markt zu tragen haben. Ich denke zwar, dass wir und unsere Gerätschaften in naher Zukunft noch drahtloser werden, nicht aber, dass wir vollständig auf das gute alte Kabel verzichten können.
Selbst wenn jeder Anwender mit der Übertragungsrate von heutigen drahtlosen Standards zufrieden wäre, was oft noch nicht der Fall ist, da mit steigenden Übertragungsraten auch die Inhalte nachwachsen, würde weiterhin die Kerninfrastruktur, der Backbone, das Routing und Switching weiterhin Kabel benötigen. Der Informationsfluss ist mittlerweile so breit und schnell geworden, dass es wohl kaum reichen wird, Server über WLAN oder direkt per LTE anzubinden. Zudem ist da noch der Punkt der Hochverfügbarkeit. Drahtlose Kommunikation unterliegt immer äußeren Gegebenheiten und schwankt je nach Luftdruck, Temperatur, Wetterlage, Auslastung des Mediums “Luft”, anderen Teilnehmern und Störquellen erheblich. Server sind mittlerweile zumeist geclustert und verfügen über mehrere Netzwerkzugänge zugleich zu unterschiedlichen Netzwerken – und sind im besten Fall redundant an unterschiedlichen Stromkreisen gebunden. Die Umsetzung der “Verdrahtlosung” wird deshalb grade in diesen und in Hochprioritätsbereichen wie z.B. Krankenhäusern und Notfallmeldezentralen erheblich später stattfinden, wenn sie überhaupt verwirklicht wird.
Ich bin ein Fan von Mobilität und bin trotzdem Verfechter des Kabels. Warum? Performance und Verfügbarkeit! Momentan sind die gebundenen Medien (Kupfer, LWL) erheblich performanter und stabiler als die drahtlosen (WLAN, Bluetooth, NFC, UMTS, LTE). Wenn mein WLAN ausfällt, kann ich problemlos ohne WLAN mit dem Netzwerkkabel arbeiten – andersrum wird das allerdings schwieriger. Sicher werden iPad und co. keine RJ-45-Buchsen mehr verpasst bekommen – aber das brauchen sie auch nicht, denn für die Kommunikation, die momentan auf diesen Geräten ausgeübt wird (Mailen, Instant Messaging und gelegentliche Video-Konferenzen), reicht die Geschwindigkeit aus. Das Streamen mit einem 802.11n-Router/Access Point in FHD oder 4k ist dahingegen noch reine Glückssache. Aus diesem Grund ist ein Kabel mehr manchmal gar nicht so schlecht – auch wenn es vielleicht nicht ganz so ästhetisch wirkt, wie ein völlig ungebundenes Tablet.
Die Kommunikation an sich wird durch die Technisierung deutlich vorangetrieben – allerdings bleibt der soziale Aspekt leider oft auf der Strecke, da nur wenige die Medien vernünftig vermitteln und nutzen können – und die, die es vielleicht schon sehr früh können, spalten die Meinung der Gemeinschaft. Sollte ein Vierjähriger schon Apps herunterladen können oder muss er es vielleicht sogar schon früher können, um mit seinen gleichaltrigen Digital Natives auf einem Level zu bleiben? Solche und weitere Fragen stehen oft unbeantwortet im Raum – meist, weil bisher nicht genug Erfahrung gesammelt werden konnte.
Was denkt Ihr? Wird es nahtlos drahtlos? Wenn ja wo oder wo vielleicht auch gerade nicht?
Schreibt´s in die Kommentare!
Euer
– nugaxstruxi
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