Nachdem wir im letzten Post der Reihe über die Startvorbereitungen im Office berichtet haben, folgt hier ein Überblick, welche Vor- und Nachbereitung am Einsatzort notwendig sind. Je nach Einsatztyp können natürlich weitere Tätigkeiten wie das Verteilen und Vermessen von Landmarken in der Geo-Vermessung oder Vorbereitungen hinsichtlich eines Videodrehs. Wir fokussieren uns hier auf die reinen Vorbereitungen, die den Flug betreffen und gehen nicht auf Settings beim Videodreh oder Ähnliches ein.

Vorbereitungen am Einsatzort

Manche der folgenden Schritte sollten bereits vorher bei einem Scouting erstmalig erfolgen, um Überraschungen vorzubeugen. Im Folgenden finden sich 10 wertvolle Schritte, die jeder UAV-Pilot verinnerlicht haben und praktisch ausleben sollte. Wie umfangreich jeder dieser Schritte ist, hängt stark vom zu befliegenden Gebiet oder Objekt, der Bevölkerungsdichte und der Risikoklassifizierung ab.

  1. Startortinspektion:
    • Überprüfen, ob der vorgesehene Startort den Vorschriften entspricht (z. B. Mindestabstände zu Menschenansammlungen, Gebäuden und Flughäfen)
    • Gefahren und Hindernisse in unmittelbarer Nähe identifizieren und einer Risikoabschätzung unterziehen
    • Auch angrenzende Naturschutzgebiete oder Vogelschutzzonen sowie lokale Verbotsschilder sind bei der Flugplanung zu beachten.
  2. Einschätzung der Witterung vor Ort:
    • Auch wenn die Vorhersagen an vielen Tagen passen – sie können abweichen. Erst recht in luftigen Höhen von bis zu 120m AGL. Eine Prüfung vor Ort ist immer vor dem Start notwendig.
    • Schwingt das Wetter um, sollte ein klarer Maßnahmenplan vorliegen. Wann finden Notlandungen statt? Welche Flughöhe gilt bei der Witterung noch als sicher? Was behindert ggf. Return-to-home-Vorgänge?
  3. Drohneninspektion:
    • Physische Inspektion der Drohne auf Beschädigungen oder Lockerung von Schrauben oder Klicksystemen durchführen.
    • Funktionstests für alle Systeme durchführen, einschließlich Sensoren, GPS und Kommunikation
    • Kalibrierung von GPS und Lagesensorik durchführen
    • Akkustatus und Ladung sicherstellen
  4. Sicherheitsausrüstung:
    • Tragen der erforderlichen persönlichen Schutzausrüstung (PSA), wie z. B. Warnwesten oder Schutzhelmen auf Baustellen etc.
    • Ggf. ist hierfür bei größeren kommerziellen Aufträgen zusätzliche Zeit für eine Schulung/Einweisung einzuplanen. Die Betreiber sind bei entsprechendem Sicherheitsrisiko dazu verpflichtet.
  5. Kommunikation:
    • Notrufnummern und Kontakte für die Flugüberwachung bereithalten
    • Kommunikationsmittel prüfen, um sicherzustellen, dass sie funktionstüchtig sind
    • Verfügbarkeit sicherstellen – per Funk oder mind. Mobilfunk
    • Infoeinsatz bei Polizei anmelden, um unnötige Einsätze durch Sichtungen von Dritten zu vermeiden
  6. Flugbuchführung:
    • Dokumentation aller relevanten Fluginformationen, einschließlich Startzeit, Flugdauer, Landezeit und Besonderheiten, mind. digital
    • Schwere Unfälle oder Unfälle mit anderen Luftverkehrsteilnehmern sind unverzüglich der BFU (Bundesstelle für Flugunfallforschung) zu melden
  7. Ausweise und Versicherungen
    • Verfügbarkeit von Ausweisdokumenten sowie Versicherungs-Police sicherstellen und Gültigkeit idealerweise im Voraus validieren
  8. Einweisung von Beteiligten:
    • Falls erforderlich, alle am Einsatzort involvierten Personen über den Drohnenflug informieren und auf mögliche Gefahren hinweisen
  9. Starterlaubnis und Informationen der Flugsicherung einholen
    • Sofern in der Nähe ein Flughafen, ein Flugplatz oder z.B. Heliports befindlich sind, ist eine Starterlaubnis im Voraus einzuholen, vor konkretem Start sollten diese aber ebenfalls noch einmal informiert werden, nachdem die Erlaubnis erteilt wurde und der Start bevor steht.
    • Mind. telefonische Erreichbarkeit oder Funk-Erreichbarkeit sicherstellen
    • Anweisungen der Flugsicherung (DFS bzw. Tower von Flughäfen und Flugplatzbetreibern) Folge leisten
  10. Info-Einsatz bei der Polizei hinterlegen (und abschließen lassen)
    • Zur Information sollte die Polizeidirektion vor Ort Kenntnis von dem Flug erhalten, um unnötige Einsätze aufgrund von Meldungen aus der Bevölkerung bez. Drohnenflügen zu vermeiden und direkt die Richtigkeit des Einsatzes bestätigen zu können.
    • Hier genügt meist ein kurzer Anruf – nicht über 110, sondern die Lokalrufnummer der Dienststelle – mit den wichtigsten Eckpunkten (Wer fliegt wo warum und wie hoch? Welche Befähigung liegen vor, liegt eine Haftpflichtversicherung und eine Kennzeichnung der Drohne vor etc.).
    • Eröffnet man einen Info-Einsatz, muss man natürlich damit rechnen, dass man mal Besuch für eine Stichprobe bekommt. Hierfür sollten natürlich (wie sonst auch) alle Dokumente und Nachweise vorgehalten werden. Manchmal kommt der Eindruck auf, dass abhängig von der Person sowohl ein eigenes Interesse als auch die Notwendigkeit von Stichproben Grund für einen Besuch vor Ort sein können.
    • Nach Abschluss der Flugtätigkeiten (NICHT NACH JEDEM START ODER JEDER LANDUNG!) bitten manche Polizisten darum, eine telefonische Abschlussmeldung nach der letzten Landung zu erhalten, um den Fall zu schließen. Teils werden Info-Einsätze aber auch nach 24h geschlossen und es bedarf keiner Abmeldung. Um das abzuklären: Vorher fragen, ob der Einsatz automatisch geschlossen wird oder eine Rückmeldung erwünscht ist.

Nach Prüfung der o.g. Punkte sollte zudem eine umfassende Überprüfung der rechtlichen Anforderungen und sicherheitsrelevanten Aspekte erfolgt sein, um einen sicheren und gesetzeskonformen Drohnenflug im gewerblichen Einsatz zu gewährleisten.

Sei vorbereitet auf Ungeplantes!

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Zusätzlich können während des Fluges Ereignisse auftreten, denen man sich bewusst sein sollte – auch wenn man sie nicht plant. Man sollte sich zum Beispiel im Voraus Gedanken darum machen, wie man mit Passanten und Unbeteiligten umgeht. Diese können grob in drei Kategorien eingeteilt werden, wobei jede Kategorie einer eigene Mitigationsmethodik bedarf:

  • Unbeteiligte, nicht interessierte, ungestörte Personen
    • Mitigation:
      • Störung vermeiden und Gefährdung ausschließen
      • Weitere Maßnahmen situationsbedingt einleiten
  • Unbeteiligte interessierte Personen, die sich nicht gestört fühlen
    • Mitigation:
      • Freundliche, aber direkte Kommunikation
      • Kurze Beantwortung einfacher Fragen, Verweis auf Konzentration zur Flugsicherung
      • Sofern Konzentration massiv gestört und die Sicherheit nicht mehr gewährleistet ist direkte Kommunikation & situationsbedingt Landung
  • Unbeteiligte Personen, die sich gestört fühlen
    • Mitigation:
      • Freundliche und direkte Information über vhd. Flugerlaubnis und Befähigungen/Lizenzen
      • Kurze Beantwortung einfacher Fragen, Verweis auf Konzentration zur Flugsicherung
      • Sofern Konzentration massiv gestört und die Sicherheit nicht mehr gewährleistet ist direkte Kommunikation & situationsbedingt Landung & Deeskalation
gray and green quadcopter drone on ground

Weitere Vorbereitungen sind sehr abhängig von der Art des Einsatzes und werden daher nicht näher beschrieben. Darunter können Setbesprechungen, Automationsflugplanungen oder Routenplanung und das Setzen von Georeferenzmarkern fallen.

Nach dem Flug ist vor dem Flug

Mit der Landung sind alle Teile nach einer Sichtprüfung auf Beschädigungen oder Feuchtigkeit sicher zu verstauen. Auch sollten die Flugdaten gesichert werden (sofern möglich) und alsbald als möglich die Aufnahmen auf ein anderes Medium weggeschrieben werden, um einem Datenverlust vorzubeugen.

Was vergessen? Was prüfst du noch beim Flug mit der Drohne – vor, beim oder nach dem Flug?

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